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Friedrich Schiller »Der Graf von Habsburg« – Text, Inhaltsangabe, Interpretation

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Entstehung und Quelle

Diese späteste Ballade Schillers wurde am 25. April 1803 vollendet. Am 24. Mai sandte er sie mit anderen „poetischen Fabrikaten“ an Goethe, der seit dem 14. Mai in Jena war.

Als Quelle des Gedichts bezeichnet Schiller das Chronicon Helveticum von Aegidius Tschudi (gest. 1572), das er bei seinem Wilhelm Tell zu Grunde gelegt hatte. Tschudi erzählt die Geschichte aus dem Jahre 1266 folgendermaßen (zusammengefasst):

Graf Rudolf von Habsburg ritt mit seinen Dienern zur Jagd, als er auf einer Lichtung ein Glöckchen läuten hörte. Rudolf ging dem Laut nach und entdeckte einen Priester mit dem heiligen Sakrament und seinem Messdiener. Der Priester wollte einen schwerkranken Mann zur Krankensalbung aufsuchen, nur hinderte ihn der angeschwollene Bach daran, ans andere Ufer zu kommen. Der Steg war nicht mehr passierbar. So wollte der Priester zu Fuß durch den Bach. Rudolf gab ihm sein Pferd, damit er schnell zu dem Kranken käme und seine Sache verrichten könne. Er selbst saß bei einem seiner Diener auf und ging der Jagd nach. Als der Priester dem Grafen das Pferd wiederbrachte, überhäufte er ihn mit Danksagungen und Segnungen. Der Graf nimmt diese Segnungen mit frommer Demut entgegen, das Pferd aber nimmt er nicht mehr an, weil es nun ihm Dienst seines Heillands stünde. Am nächsten Morgen besucht er ein Kloster in seiner Grafschaft, wo er eine selige Klosterfrau besuchen wollte. Diese hatte von dem Vorfall gehört und sicherte ihm und seinen Nachkommen allezeit Gottes Wohlwollen zu. Ihm und seinen Nachkommen würden die höchsten Ehren zukommen, weissagte die Klosterfrau.

Der Priester ist Kaplan des kürfürstlichen Erzbischofs geworden. Da berichtete er stets in höchsten Tönen von den Tugenden des Grafen, dass sein Name im ganzen Reich bekannt wurde und er dann zum römischen Kaiser erwählt wurde.

Schillers Behandlung des Stoffes

Schiller versetzt uns in seiner Ballade an den Abend der Krönung von Rudolf von Habsburg zum römischen Kaiser. Hier lässt er einen Sänger auftreten, der den Festgästen über die einstmalige Tat Rudolfs berichtet. Die eigentliche Sage wird so zu einer Binnenerzählung, die durch den feierlichen Rahmen bedeutend gehoben wird.

An der Erzählung selbst änderte Schiller die Weissagung, in dem er diese zu größerer Einfachheit nicht von einer Klosterfrau, sondern vom Priester selbst tun lässt. Der Priester kommt bei ihm erst am anderen Morgen zurück, an dem Rudolf nach Tschudi zum Kloster reitet. Die sehr nüchterne, unmittelbare Einwirkung des Priesters auf die Wahl Rudolfs, die eine recht leere Erzählung ist, ließ Schiller einfach beiseite.

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