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Friedrich Schiller »Licht und Wärme« – Text, Inhaltsangabe, Interpretation

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Licht und Wärme (1797) gehört zu den kleineren Gedichten Schillers, das seiner klassischen Schaffensperiode zuzuordnen ist. Hier äußert er den Gedanken, dass der nach Wahrheit strebende Mensch den Blick für das Leben nicht verlieren soll.

Text des Gedichts

Licht und Wärme

 Der beßre Mensch tritt in die Welt
 Mit fröhlichem Vertrauen,
 Er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
 Auch außer sich zu schauen,
5Und weiht, von edlem Eifer warm,
 Der Wahrheit seinen treuen Arm.

 Doch alles ist so klein, so eng,
 Hat er es erst erfahren,
 Da sucht er in dem Weltgedräng
10Sich selbst nur zu bewahren,
 Das Herz in kalter stolzer Ruh
 Schließt endlich sich der Liebe zu.

 Sie geben, ach! nicht immer Glut,
 Der Wahrheit helle Strahlen.
15Wohl denen, die des Wissens Gut
 Nicht mit dem Herzen zahlen!
 Drum paart, zu eurem schönsten Glück,
 Mit Schwärmers Ernst des Weltmanns Blick.

Idee und Inhalt

Den Inhalt des Gedichtes bildet die Ausführung des Wunsches, dass der Mensch durch die klare Erkenntnis der die Welt beherrschenden niedrigen Leidenschaften sich nicht abhalten lässt, mit Eifer für die Menschen zu wirken: Wie es in der auffallenden sinnbildlichen Überschrift heißt, besitzen sie Licht und Wärme. Körner hatte einmal an Schiller geschrieben, Licht und Wärme sei das höchste Ideal der Menschen. Beides möglichst im Gleichgewicht zu halten sei der vollkommenste Zustand, ein würdiges Ziel unserer Bestrebungen.

In seiner Rezension der Bürgerschen Gedichte warnte Schiller davor, „über dem Fleiß des Forschens den Preis seiner Anstrengungen zu verlieren“, d.h. über der Wahrheit das Leben. Die Kunst kann dies abwenden, die die Wahrheit in Begleitung von »Licht« und »Wärme« zu vermitteln vermag. Die Strophen 1 und 2 stehen als These und Antithese gegenüber. Strophe 3 verbindet synthetisch beide Gedanken miteinander.

Zusammenfassung

Strophe 1: Wir treten in die Welt mit dem edelsten Eifer, dass Gute zu fördern.
Strophe 2: Aber wenn der Mensch die Niedrigkeit der Welt erkannt hat, wird sein Herz gegen die Menschen kalt.
Strophe 3: Möge die Einsicht doch mit warmem Eifer sich verbinden!

Entstehung

Das Gedicht entstand vermutlich im Frühjahr 1797 und gehört zu den an Spener am 27. April 1797 gesendete „Kleinigkeiten“. Die „Kleinigkeit“ wurde erstmals im Musenalmanach auf das Jahr 1798 veröffentlicht. Körner bemerkte, das Gedicht gehöre zu der Gattung, die mehr rednerisch als poetisch sei. Er tadelte die zu vielen Konsonanten des Schlussverses, erkannte aber die großen Schwierigkeiten an, die besonders ein deutscher Dichter hier zu überwinden habe. Dem ganzen Gedicht fehlt es nach Ansicht Körners an lebendiger Frische und treffender Klarheit des Ausdrucks.

Versmaß und Reimform

Die Verse von »Licht und Wärme« sind rein jambischer Natur. Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu je sechs Versen. Der 1. und der 3. Vers jeder Strophe hat jeweils drei Hebungen, die anderen Verse haben vier Hebungen. Die ersten vier Verse reimen als Kreuzreime, die letzten beiden Verse sind ein Paarreim. Das Reimschema ist zusammengefasst: a-b-a-b-c-c. Die Verse der Reime a und c enden männlich (stumpf). Die Verse von Reim b enden weiblich (klingend).

Kommentare

  1. Hallo.
    ich mache eine Präsentation über dieses Werk.Ich beschäftige mich schon lange damit und habe Probleme die Sätze zu analysieren, also zB. ob es Vergleiche gibt oder hypotaktischen Satzbau.K önntet ihr mir vielleicht weiter helfen.gglg

    1. Hallo Maria! Wenn du dir – beispielsweise die erste Strophe – ganz genau betrachtest, dann erkennst du da vor allem drei aneinandergereihte Hauptsätze: Der Mensch wird mit einem Urvertrauen geboren (Verse 1+2), überträgt es auf die ganze Welt (V.3+4) und strebt selbst nach Wahrheit (V.5+6). Das ist im Grunde genommen also Parataxe. Die Hauptsätze erkennst du auch an den im Satz vorn stehenden Verben. „… was ihm die Seele schwellt“ (V.3) ist Nebensatz, „von edlem Eifer warm“ nicht mal das… Lass dich bei diesen grammatikalischen Aspekten bitte nicht von Schillers Zeichensetzungen irritieren. Die zweite Strophe ist eine konditionale Satzverbindung nach dem Schema wenn-dann: WENN der Mensch erst erfahren hat, dass alles ganz anders ist (V.8+7), DANN denkt er fortan nur noch an sich (V.9+10) und verschließt sich auch der Liebe (V.11+12). Die ersten beiden Verspaare der Strophe sind jeweils Haupt- und Nebensatzgebilde… Einen Vergleich im grammatikalischen Sinne sehe ich nicht. Inhaltlich wird schon verglichen, nämlich die warme Welt des Herzens und die kalte Welt des Verstandes. In der 3. Strophe finden wir des Dichters Wunsch als Synthese nach seinem bekannten Motto: Herz + Verstand – die Mischung macht’s!

    1. Das Gedicht entstand wahrscheinlich im Frühjahr 1797. Es gehört damit zur klassischen Schaffensperiode von Schiller (Weimarer Klassik).

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