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Schiller »Der Ring des Polykrates« – Inhaltsangabe, Interpretation und Quelle

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Entstehung der Ballade

In dem Ring des Polykrates stellt Schiller schon am 23. Juni 1797, also wenige Tage nach Beendigung des Handschuhs, Goethe eine neue Ballade in Aussicht. Er bemerkt dabei: „Es ist jetzt eine ergiebige Zeit zur Darstellung von Ideen.“ Die Ballade fand Goethes entschiedenen Beifall. „Der Ring des Polykrates,“ schreibt er Schiller am 27. Juni, „ist sehr gut dargestellt. Der königliche Freund, von dessen, wie vor des Zuhörers Augen, alles geschieht, und der Schluss, der die Erfüllung in Suspenso lässt, alles ist sehr gut. Ich wünsche, dass mir mein Gegenstück [die Kraniche des Ibykus, die er damals noch selbst ausführen wollte] ebenso geraten möge!“ – „Der Ring,“ fügte er einen Tag später hinzu, „hält sich bei wiederholtem Lesen sehr gut, er wird vielmehr besser, wie es jedes Gedicht von Werth tun muss, indem es uns in die Stimmung nöthigt, die wir beim ersten Hören und Lesen nicht gleich mitbringen.“

Dagegen war Körner nicht ganz mit der Ballade zufrieden. Er findet zwar darin einen gewissen Rhythmus der kleineren, mehrstrophigen Abschnitte, der für die musikalische Wirkung nicht gleichgültig sei, ihm hat aber das Ganze etwas Trockenes. Es stört ihn, dass die Einheit ein abstrakter Begriff, eine  wenig anschauliche Idee sei: die Rache des Schicksals. Nach seiner Ansicht ist der eigentliche Stoff der Ballade höhere menschliche Natur in Handlung. Das Begeisternde in einer menschlichen Begebenheit werde aufgefasst und gleichsam in einem dichterischen Momente vereinigt. Das Ziel sei entweder Sieg nach einem schweren Kampf oder eine heldenmäßige Resignation bei dem Übergewicht der äußeren Kraft.

Schiller erklärt sich mehr für, als gegen Körner, wenn er antwortet: „Die Trockenheit, die du am Polykrates bemerktest, mag von dem Gegenstand wohl kaum zu trennen sein; weil die Personen darin nur um der Idee willen da sind und sich als Individuen derselben subordinieren. Es fragte sich also nur, ob es erlaubt ist, aus dergleichen Stoffe Balladen zu machen; denn ein größeres Leben möchte sie schwerlich ertragen, wenn die Wirkung des Übersinnlichen nicht verlieren soll. Ich habe von der Ballade keinen so hohen Begriff, dass die Poesie nicht auch als bloßes Mittel dabei statthaben dürfte.“ – Nur Goethe nahm sich des Polykrates und des Ibykus – denn auch dieser Ballade galt Körners Vorwurf der Trockenheit – gegen Körner und gegen Schiller selbst auf das Nachdrückliche an. Nach Schillers Mitteilung war ihm der Begriff, aus dem Körner diese Dichtungen beurteilt und getadelt hatte, zu eng. Er wollte sie viel mehr als eine neue, die poesieerweiternde Gattung angesehen wissen. Die Darstellung von Ideen, so wie sie hier behandelt werden, sei für keine Äußerlichkeit der Poesie zu halten, und dergleichen Gedichte seien nicht mit demjenigen zu verwechseln, in dem abstrakte Gedanken symbolisieren.

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