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Jungfrau von Orleans – Geschichtlicher Hintergrund

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Und dieses Wunder erschien. Jeanne d‘Arc, geboren am 6. Januar 1411, die Tochter eines Landsmannes in dem Dorf Dom Remy bei Vaucouleurs, war in der frommen Einfalt einer gläubigen Seele aufgewachsen. Dom Remy  hatte sich auf der Seite der Orleans gehalten. So lag es nahe, dass dem Mädchen das Unglück des Königs zu Herzen ging. Voller Inbrunst flehte sie zur Mutter Gottes um Rettung. Und da sie neben ihrer kindlichen Frömmigkeit auch eine lebhafte Fantasie besaß, verbunden mit Mut und Begeisterung, glaubte sie bald einen göttlichen Ruf zu vernehmen: Es erschienen ihr die Gestalten des Erzengels Michael, der heiligen Margaretha und der heiligen Katharina und forderten sie auf, ihr Vaterland zu retten.

Zunächst wollte sie ihr Vorhaben ihren Eltern mitteilen. Da sie aber fürchtete, diese würden ihr keinen Glauben schenken, machte sie ihren Onkel mit dem Wunsch bekannt, den König selbst zu sprechen. Der Onkel wandte sich (1428) an den Ritter Baudricour, dem Befehlshaber von Valcouleurs. Anfangs wurde sie von ihm hart zurückgewiesen, dann aber unterstützt. In männlicher Kleidung, von zwei Rittern begleitet, trat sie die Reise über Fierbois nach Chinon an, wo sie Ende Februar 1429 eintraf. Erst nach der Überwindung verschiedener Schwierigkeiten wurde sie am Hof vorgelassen. Hier erklärte sie dem König, Gott habe sie gesendet. Er möge ihr die Mannschaften zur Verfügung stellen. Dann wolle sie die Belagerung von Orleans aufheben, ihn selbst zur Krönung nach Rheims führen und die Engländer verjagen.

Ihre Aussagen wollte man näher prüfen. Man sandte sie nach Poitiers, wo ihr in einer aus Gottes- und Rechtsgelehrten bestehender Versammlung allerlei verfängliche Fragen vorgelegt wurden, die sie aber durchaus unbefangen und verständig beantwortete. Der König entschloss sich daher, ihr zunächst einen Transport von Lebensmitteln anzuvertrauen, den er seiner bedrängten Stadt Orleans schicken wollte.

Nun ließ sich Johanna in Blois eine weiße Fahne anfertigen, auf der der Heiland, einen Erdball in der Hand haltend, dargestellt war. Zwei Engel knieten ihm zur Seite, über deren Häuptern die Namen Jesus und Maria zu lesen waren. Ein Kranz von Lilien schloss die Gruppe ein. Als Waffe gebrauchte sie ein Schwert , das, wie die Sage berichtet, an fünf Kreuzen in der Nähe des Griffes zu erkennen war. Dieses wurde wie sie weißsagte hinter dem Altar der Kirche der Heiligen Katharina zu Firbois gefunden. Sie gebrauchte es aber nie, um jemand damit zu töten, sondern nur, um die Feinde abzuwehren.

Ihren Auftrag mit dem Lebensmitteltransport hatte sie gut ausgeführt. Da sie im Heer auf strenge Zucht und Sittlichkeit hielt, drang man über alles fast ohne Widerstand vor. So erreichte sie Orleans, wo man sie mit Jubel empfing. Nachdem sie in der Kirche ihr Dankgebet verrichtet hatte, ließ sie die Engländer durch einen abgesandten Boten auffordern, sich zurückzuziehen. Dies wurde nicht nur abgelehnt, sondern der Bote auch schmachvoll behandelt. Neben dem Übermut hatte sich aber auch bereits im englischen Lager die Furcht breit gemacht. Man war der Ansicht, dass das Mädchen durch Zauberei und Teufelskünste siegen würde. Bei den Franzosen dagegen wirkte die göttliche Begeisterung des einfachen Mädchens wie ein elektrischer Schlag. Der glückliche Erfolg, von dem alle ihre Anordnungen begleitet waren, ermutigte das Heer. Man griff die Engländer mit Kühnheit an. Es entbrannte ein heftiger Kampf bei dem Turm Les Tourelles, der die Brücke beherrschte. Und obwohl Johanna selbst verwundet wurde, trieb sie noch zu neuem Angriff an. Dies wirkte. Das Schloss wurde gestürmt und Orleans war gerettet. Am 8. Mai hoben die Engländer die Belagerung auf.

Somit hatte Johanna ihr erstes Versprechen gelöst. Sie verließ jetzt Orleans, schlug die unter Talbot kämpfenden Engländer bei Patay (18. Juni 1429) und ging nun daran, ihre zweite Zusage zu erfüllen: die Krönung Karls in Rheims. Sie erschien deshalb wieder vor dem König. Gegen den Rat der Feldherren, die zunächst die Eroberung der Normandie verlangten, drang sie mit Entschiedenheit darauf, direkt nach Rheims zu ziehen. Dies schien unmöglich. Denn alle auf dem Weg nach Rheims befindlichen Plätze waren teils in den Händen der Engländer, teils in denen der Burgunder. Aber Johanna ließ sich durch nichts einschüchtern. Im Gegenteil, sie trieb zur Eile und überwand durch ihre Begeisterung jede Schwierigkeit.

Schließlich unterwarf sich Rheims am 16. Juli 1429. Gleich in der Nacht wurden die Vorbereitungen zu der lang ersehnten Krönung getroffen. Am 17. Juli, einem Sonntag, wurde die Krönung und die Salbung vollzogen. Johannas Sendung war somit vollendet.

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