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Die Piccolomini – 2. Aufzug, 7. Auftritt

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Wallenstein.
Von welcher Zeit ist denn die Rede, Max?
Ich hab gar kein Gedächtnis mehr.

Max.
Er meint,
Wie wir in Schlesien waren.

Wallenstein.
So! So! So!
Was aber hatten wir denn dort zu tun?

Max.
Die Schweden draus zu schlagen und die Sachsen.

Wallenstein.
Recht! Über der Beschreibung da vergeß ich
Den ganzen Krieg –
(Zu Questenberg.) Nur weiter fortgefahren!

Questenberg.
Am Oderstrom vielleicht gewann man wieder,
Was an der Donau schimpflich ward verloren.
Erstaunenswerte Dinge hoffte man
Auf dieser Kriegesbühne zu erleben,
Wo Friedland in Person zu Felde zog,
Der Nebenbuhler Gustavs einen – Thurn
Und einen Arnheim vor sich fand. Und wirklich
Geriet man nahe g’nug hier aneinander,
Doch, um als Freund, als Gast sich zu bewirten.
Ganz Deutschland seufzte unter Kriegeslast,
Doch Friede war’s im Wallensteinischen Lager.

Wallenstein.
Manch blutig Treffen wird um nichts gefochten,
Weil einen Sieg der junge Feldherr braucht.
Ein Vorteil des bewährten Feldherrn ist’s,
Daß er nicht nötig hat, zu schlagen, um
Der Welt zu zeigen, er versteh‘ zu siegen.
Mir konnt‘ es wenig helfen, meines Glücks
Mich über einen Arnheim zu bedienen;
Viel nützte Deutschland meine Mäßigung,
Wär‘ mir’s geglückt, das Bündnis zwischen Sachsen
Und Schweden, das verderbliche, zu lösen.

Questenberg.
Es glückte aber nicht, und so begann
Aufs neu das blut’ge Kriegesspiel. Hier endlich
Rechtfertigte der Fürst den alten Ruhm.
Auf Steinaus Feldern streckt das schwedische Heer
Die Waffen, ohne Schwertstreich überwunden –
Und hier, mit andern, lieferte des Himmels
Gerechtigkeit den alten Aufruhrstifter,
Die fluchbeladne Fackel dieses Kriegs,
Matthias Thurn, des Rächers Händen aus.
– Doch in großmüt’ge Hand war er gefallen:
Statt Strafe fand er Lohn, und reich beschenkt
Entließ der Fürst den Erzfeind seines Kaisers.

Wallenstein (lacht).
Ich weiß, ich weiß – Sie hatten schon in Wien
Die Fenster, die Balkons vorausgemietet,
Ihn auf dem Armensünderkarrn zu sehn –
Die Schlacht hätt‘ ich mit Schimpf verlieren mögen,
Doch das vergeben mir die Wiener nicht,
Daß ich um ein Spektakel sie betrog.

Questenberg.
Befreit war Schlesien, und alles rief
Den Herzog nun ins hartbedrängte Bayern.
Er setzt auch wirklich sich in Marsch – gemächlich
Durchzieht er Böheim auf dem längsten Wege;
Doch eh‘ er noch den Feind gesehen, wendet
Er schleunig um, bezieht sein Winterlager, drückt
Des Kaisers Länder mit des Kaisers Heer.

Wallenstein.
Das Heer war zum Erbarmen, jede Notdurft, jede
Bequemlichkeit gebrach – der Winter kam.
Was denkt die Majestät von ihren Truppen?
Sind wir nicht Menschen? Nicht der Kält‘ und Nässe,
Nicht jeder Notdurft sterblich unterworfen?
Fluchwürdig Schicksal des Soldaten! Wo
Er hinkommt, flieht man vor ihm – wo er weggeht,
Verwünscht man ihn! Er muß sich alles nehmen;
Man gibt ihm nichts, und jeglichem gezwungen
Zu nehmen, ist er jeglichem ein Greuel.
Hier stehen meine Generals. Caraffa!
Graf Deodati! Buttler! Sagt es ihm,
Wie lang der Sold den Truppen ausgeblieben?

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