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Die Piccolomini – 2. Aufzug, 7. Auftritt

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Wallenstein.
Er rückte vor! Und ich,
Sein Chef, gab ihm Befehl, ausdrücklichen,
Nicht von dem Platz zu weichen! Steht es so
Um mein Kommando? Das ist der Gehorsam,
Den man mir schuldig, ohne den kein Kriegsstand
Zu denken ist? Sie, meine Generale,
Seien Richter! Was verdient der Offizier,
Der eidvergessen seine Ordre bricht?

Illo.
Den Tod!

Wallenstein (da die übrigen bedenklich schweigen, mit erhöhter Stimme).
Graf Piccolomini, was hat er
Verdient?

Max (nach einer langen Pause).
Nach des Gesetzes Wort – den Tod!

Isolani.
Den Tod!

Buttler.
Den Tod nach Kriegesrecht!

(Questenberg steht auf. Wallenstein folgt, es erheben sich alle.)

Wallenstein.
Dazu verdammt ihn das Gesetz, nicht ich!
Und wenn ich ihn begnadige, geschieht’s
Aus schuld’ger Achtung gegen meinen Kaiser.

Questenberg.
Wenn’s so steht, hab ich hier nichts mehr zu sagen.

Wallenstein.
Nur auf Bedingung nahm ich dies Kommando;
Und gleich die erste war, daß mir zum Nachteil
Kein Menschenkind, auch selbst der Kaiser nicht,
Bei der Armee zu sagen haben sollte.
Wenn für den Ausgang ich mit meiner Ehre
Und meinem Kopf soll haften, muß ich Herr
Darüber sein. Was machte diesen Gustav
Unwiderstehlich, unbesiegt auf Erden?
Dies: daß er König war in seinem Heer!
Ein König aber, einer, der es ist,
Ward nie besiegt noch, als durch seinesgleichen –
Jedoch zur Sach‘. Das Beste soll noch kommen.

Questenberg.
Der Kardinal-Infant wird mit dem Frühjahr
Aus Mailand rücken und ein spanisch Heer
Durch Deutschland nach den Niederlanden führen.
Damit er sicher seinen Weg verfolge,
Will der Monarch, daß hier aus der Armee
Acht Regimenter ihn zu Pferd begleiten.

Wallenstein.
Ich merk, ich merk – Acht Regimenter – Wohl!
Wohl ausgesonnen, Pater Lamormain!
Wär‘ der Gedank‘ nicht so verwünscht gescheit,
Man wär‘ versucht, ihn herzlich dumm zu nennen.
Achttausend Pferde! Ja! Ja! es ist richtig,
Ich seh es kommen.

Questenberg.
Es ist nichts dahinter
Zu sehn. Die Klugheit rät’s, die Not gebeut’s.

Wallenstein.
Wie, mein Herr Abgesandter? Ich soll’s wohl
Nicht merken, daß man’s müde ist, die Macht,
Des Schwertes Griff in meiner Hand zu sehn?
Daß man begierig diesen Vorwand hascht,
Den span’schen Namen braucht, mein Volk zu mindern,
Ins Reich zu führen eine neue Macht,
Die mir nicht untergeben sei. Mich so
Gerad beiseit‘ zu werfen, dazu bin ich
Euch noch zu mächtig. Mein Vertrag erheischt’s,
Daß alle Kaiserheere mir gehorchen,
So weit die deutsche Sprach‘ geredet wird.
Von span’schen Truppen aber und Infanten,
Die durch das Reich als Gäste wandernd ziehn,
Steht im Vertrage nichts – Da kommt man denn
So in der Stille hinter ihm herum,
Macht mich erst schwächer, dann entbehrlich, bis
Man kürzeren Prozeß kann mit mir machen.
– Wozu die krummen Wege, Herr Minister?
Gerad heraus! Den Kaiser drückt das Paktum
Mit mir. Er möchte gerne, daß ich ginge.
Ich will ihm den Gefallen tun, das war
Beschloßne Sache, Herr, noch eh‘ Sie kamen.

(Es entsteht eine Bewegung unter den Generalen, welche immer zunimmt.)

Es tut mir leid um meine Obersten,
Noch seh ich nicht, wie sie zu ihren vorgeschoßnen
Geldern,
Zum wohlverdienten Lohne kommen werden.
Neu Regiment bringt neue Menschen auf,
Und früheres Verdienst veraltet schnell.
Es dienen viel Ausländische im Heer,
Und war der Mann nur sonsten brav und tüchtig,
Ich pflegte eben nicht nach seinem Stammbaum
Noch seinem Katechismus viel zu fragen.
Das wird auch anders werden künftighin!
Nun – mich geht’s nichts mehr an. (Er setzt sich.)

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