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Wallensteins Tod – 2. Aufzug, 7. Auftritt

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Beide Piccolomini.

Max (kömmt in der heftigsten Gemütsbewegung, seine Blicke rollen wild, sein Gang ist unstet; er scheint den Vater nicht zu bemerken, der von ferne steht und ihn mitleidig ansieht. Mit großen Schritten geht er durch das Zimmer, bleibt wieder stehen und wirft sich zuletzt in einen Stuhl, gerad vor sich hin starrend).

Octavio (nähert sich ihm).
Ich reise ab, mein Sohn.
(Da er keine Antwort erhält, faßt er ihn bei der Hand.)
Mein Sohn, leb wohl!

Max.
Leb wohl!

Octavio.
Du folgst mir doch bald nach?

Max (ohne ihn anzusehen).
Ich dir?
Dein Weg ist krumm, er ist der meine nicht.

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(Octavio läßt seine Hand los, fährt zurück.)

Oh! wärst du wahr gewesen und gerade,
Nie kam es dahin, alles stünde anders!
Er hätte nicht das Schreckliche getan,
Die Guten hätten Kraft bei ihm behalten,
Nicht in der Schlechten Garn wär‘ er gefallen.
Warum so heimlich, hinterlistig lauernd
Gleich einem Dieb und Diebeshelfer schleichen?
Unsel’ge Falschheit! Mutter alles Bösen!
Du jammerbringende, verderbest uns!
Wahrhaftigkeit, die reine, hätt‘ uns alle,
Die welterhaltende, gerettet. Vater!
Ich kann dich nicht entschuldigen, ich kann’s nicht.
Der Herzog hat mich hintergangen, schrecklich,
Du aber hast viel besser nicht gehandelt.

Octavio.
Mein Sohn, ach! ich verzeihe deinem Schmerz.

Max (steht auf, betrachtet ihn mit zweifelhaften Blicken).
Wär’s möglich, Vater? Vater? Hättest du’s
Mit Vorbedacht bis dahin treiben wollen?
Du steigst durch seinen Fall. Octavio,
Das will mir nicht gefallen.

Octavio.
Gott im Himmel!

Max.
Weh mir! Ich habe die Natur verändert,
Wie kommt der Argwohn in die freie Seele?
Vertrauen, Glaube, Hoffnung ist dahin,
Denn alles log mir, was ich hochgeachtet.
Nein! Nein! Nicht alles! Sie ja lebt mir noch,
Und sie ist wahr und lauter wie der Himmel.
Betrug ist überall und Heuchelschein
Und Mord und Gift und Meineid und Verrat,
Der einzig reine Ort ist unsre Liebe,
Der unentweihte in der Menschlichkeit.

Octavio.
Max! Folg mir lieber gleich, das ist doch besser.

Max.
Was? Eh‘ ich Abschied noch von ihr genommen?
Den letzten – Nimmermehr!

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