HomeText: WallensteinWallensteins Tod4. AufzugWallensteins Tod – 4. Aufzug, 2. Auftritt

Wallensteins Tod – 4. Aufzug, 2. Auftritt

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Buttler und Gordon.

Gordon.
Seid Ihr’s? O wie verlangt mich, Euch zu hören.
Der Herzog ein Verräter! O mein Gott!
Und flüchtig! Und sein fürstlich Haupt geächtet!
Ich bitt Euch, General, sagt mir ausführlich,
Wie alles dies zu Pilsen sich begeben?

Buttler.
Ihr habt den Brief erhalten, den ich Euch
Durch einen Eilenden vorausgesendet?

Gordon.
Und habe treu getan, wie Ihr mich hießt,
Die Festung unbedenklich ihm geöffnet,
Denn mir befiehlt ein kaiserlicher Brief,
Nach Eurer Ordre blindlings mich zu fügen.
Jedoch verzeiht! als ich den Fürsten selbst
Nun sah, da fing ich wieder an, zu zweifeln.
Denn wahrlich! nicht als ein Geächteter
Trat Herzog Friedland ein in diese Stadt.
Von seiner Stirne leuchtete wie sonst
Des Herrschers Majestät, Gehorsam fordernd,
Und ruhig, wie in Tagen guter Ordnung,
Nahm er des Amtes Rechenschaft mir ab.
Leutselig macht das Mißgeschick, die Schuld,
Und schmeichelnd zum geringern Manne pflegt
Gefallner Stolz herunter sich zu beugen;
Doch sparsam und mit Würde wog der Fürst
Mir jedes Wort des Beifalls, wie der Herr
Den Diener lobt, der seine Pflicht getan.

Empfehlungen Lektüreschlüssel und Biografien

Buttler.
Wie ich Euch schrieb, so ist’s genau geschehn.
Es hat der Fürst dem Feinde die Armee
Verkauft, ihm Prag und Eger öffnen wollen.
Verlassen haben ihn auf dies Gerücht
Die Regimenter alle bis auf fünfe,
Die Terzkyschen, die ihm hieher gefolgt.
Die Acht ist ausgesprochen über ihn,
Und ihn zu liefern, lebend oder tot,
Ist jeder treue Diener aufgefordert.

Gordon.
Verräter an dem Kaiser – solch ein Herr!
So hochbegabt! O was ist Menschengröße!
Ich sagt‘ es oft: das kann nicht glücklich enden;
Zum Fallstrick ward ihm seine Größ‘ und Macht
Und diese dunkelschwankende Gewalt.
Denn um sich greift der Mensch, nicht darf man ihn
Der eignen Mäßigung vertraun. Ihn hält
In Schranken nur das deutliche Gesetz
Und der Gebräuche tiefgetretne Spur.
Doch unnatürlich war und neuer Art
Die Kriegsgewalt in dieses Mannes Händen;
Dem Kaiser selber stellte sie ihn gleich,
Der stolze Geist verlernte, sich zu beugen.
O schad um solchen Mann! denn keiner möchte
Da feste stehen, mein ich, wo er fiel.

Buttler.
Spart Eure Klagen, bis er Mitleid braucht,
Denn jetzt noch ist der Mächtige zu fürchten.
Die Schweden sind im Anmarsch gegen Eger,
Und schnell, wenn wir’s nicht rasch entschlossen hindern,
Wird die Vereinigung geschehn. Das darf nicht sein!
Es darf der Fürst nicht freien Fußes mehr
Aus diesem Platz, denn Ehr‘ und Leben hab ich
Verpfändet, ihn gefangen hier zu nehmen,
Und Euer Beistand ist’s, auf den ich rechne.

Gordon.
O hätt‘ ich nimmer diesen Tag gesehn!
Aus seiner Hand empfing ich diese Würde,
Er selber hat dies Schloß mir anvertraut,
Das ich in seinen Kerker soll verwandeln.
Wir Subalternen haben keinen Willen;
Der freie Mann, der mächtige allein
Gehorcht dem schönen menschlichen Gefühl.
Wir aber sind nur Schergen des Gesetzes,
Des grausamen; Gehorsam heißt die Tugend,
Um die der Niedre sich bewerben darf.

Dieser Beitrag besteht aus 2 Seiten: