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Wallensteins Tod – 3. Aufzug, 3. Auftritt

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Die Herzogin. Vorige.

Herzogin (zur Gräfin).
Schwester! Wer war hier?
Ich hörte lebhaft reden.

Gräfin.
Es war niemand.

Herzogin.
Ich bin so schreckhaft. Jedes Rauschen kündigt mir
Den Fußtritt eines Unglücksboten an.
Könnt Ihr mir sagen, Schwester, wie es steht?
Wird er dem Kaiser seinen Willen tun,
Dem Kardinal die Reiter senden? Sprecht,
Hat er den Questenberg mit einer guten
Antwort entlassen?

Gräfin.
– Nein, das hat er nicht.

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Herzogin.
O dann ist’s aus! Ich seh das Ärgste kommen.
Sie werden ihn absetzen, es wird alles wieder
So werden wie zu Regenspurg.

Gräfin.
So wird’s
Nicht werden. Diesmal nicht. Dafür seid ruhig.

(Thekla, heftig bewegt, stürzt auf die Mutter zu und schließt sie weinend in die Arme.)

Herzogin.
O der unbeugsam unbezähmte Mann!
Was hab ich nicht getragen und gelitten
In dieser Ehe unglücksvollem Bund!
Denn gleich wie an ein feurig Rad gefesselt,
Das rastlos eilend, ewig, heftig treibt,
Bracht‘ ich ein angstvoll Leben mit ihm zu,
Und stets an eines Abgrunds jähem Rande
Sturzdrohend, schwindelnd riß er mich dahin.
– Nein, weine nicht, mein Kind. Laß dir mein Leiden
Zu keiner bösen Vorbedeutung werden,
Den Stand, der dich erwartet, nicht verleiden.
Es lebt kein zweiter Friedland; du, mein Kind,
Hast deiner Mutter Schicksal nicht zu fürchten.

Thekla.
O lassen Sie uns fliehen, liebe Mutter!
Schnell! Schnell! Hier ist kein Aufenthalt für uns.
Jedwede nächste Stunde brütet irgend
Ein neues, ungeheures Schreckbild aus!

Herzogin.
Dir wird ein ruhigeres Los! – Auch wir,
Ich und dein Vater, sahen schöne Tage;
Der ersten Jahre denk ich noch mit Lust.
Da war er noch der fröhlich Strebende,
Sein Ehrgeiz war ein mild erwärmend Feuer,
Noch nicht die Flamme, die verzehrend rast.
Der Kaiser liebte ihn, vertraute ihm,
Und was er anfing, das mußt‘ ihm geraten.
Doch seit dem Unglückstag zu Regenspurg,
Der ihn von seiner Höh‘ herunterstürzte,
Ist ein unsteter, ungesel’ger Geist
Argwöhnisch, finster über ihn gekommen.
Ihn floh die Ruhe, und dem alten Glück,
Der eignen Kraft nicht fröhlich mehr vertrauend,
Wandt‘ er sein Herz den dunkeln Künsten zu,
Die keinen, der sie pflegte, noch beglückt.

Gräfin.
Ihr seht’s mit Euren Augen – Aber ist
Das ein Gespräch, womit wir ihn erwarten?
Er wird bald hier sein, wißt Ihr. Soll er sie
In diesem Zustand finden?

Herzogin.
Komm, mein Kind.
Wisch deine Tränen ab. Zeig deinem Vater
Ein heitres Antlitz – Sieh, die Schleife hier
Ist los – Dies Haar muß aufgebunden werden.
Komm, trockne deine Tränen. Sie entstellen
Dein holdes Auge – Was ich sagen wollte?
Ja, dieser Piccolomini ist doch
Ein würd’ger Edelmann und voll Verdienst.

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