HomeText: WallensteinWallensteins Tod4. AufzugWallensteins Tod – 4. Aufzug, 8. Auftritt

Wallensteins Tod – 4. Aufzug, 8. Auftritt

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Buttler und Gordon.

Gordon (ihnen nachsehend).
Die Unglückseligen! Wie ahnungslos
Sie in das ausgespannte Mordnetz stürzen
In ihrer blinden Siegestrunkenheit! –
Ich kann sie nicht beklagen. Dieser Illo,
Der übermütig freche Bösewicht,
Der sich in seines Kaisers Blut will baden!

Buttler.
Tut, wie er Euch befohlen. Schickt Patrouillen
Herum, sorgt für die Sicherheit der Festung;
Sind jene oben, schließ ich gleich die Burg,
Daß in der Stadt nichts von der Tat verlaute!

Gordon (ängstlich).
O eilt nicht so! Erst sagt mir –

Buttler.
Ihr vernahmt’s,
Der nächste Morgen schon gehört den Schweden.
Die Nacht nur ist noch unser, sie sind schnell,
Noch schneller wollen wir sein – Lebet wohl.

Empfehlungen Lektüreschlüssel und Biografien

Gordon.
Ach Eure Blicke sagen mir nichts Gutes.
Versprechet mir –

Buttler.
Der Sonne Licht ist unter,
Herabsteigt ein verhängnisvoller Abend –
Sie macht ihr Dünkel sicher. Wehrlos gibt sie
Ihr böser Stern in unsre Hand, und mitten
In ihrem trunknen Glückeswahne soll
Der scharfe Stahl ihr Leben rasch zerschneiden.
Ein großer Rechenkünstler war der Fürst
Von jeher, alles wußt‘ er zu berechnen,
Die Menschen wußt‘ er, gleich des Brettspiels Steinen,
Nach seinem Zweck zu setzen und zu schieben,
Nicht Anstand nahm er, andrer Ehr‘ und Würde
Und guten Ruf zu würfeln und zu spielen.
Gerechnet hat er fort und fort, und endlich
Wird doch der Kalkul irrig sein; er wird
Sein Leben selbst hineingerechnet haben,
Wie jener dort in seinem Zirkel fallen.

Gordon.
O seiner Fehler nicht gedenket jetzt!
An seine Größe denkt, an seine Milde,
An seines Herzens liebenswerte Züge,
An alle Edeltaten seines Lebens,
Und laßt sie in das aufgehobne Schwert
Als Engel bittend, gnadeflehend fallen.

Buttler.
Es ist zu spät. Nicht Mitleid darf ich fühlen,
Ich darf nur blutige Gedanken haben.

(Gordons Hand fassend.)

Gordon! Nicht meines Hasses Trieb – Ich liebe
Den Herzog nicht und hab dazu nicht Ursach‘ –
Doch nicht mein Haß macht mich zu seinem Mörder.
Sein böses Schicksal ist’s. Das Unglück treibt mich,
Die feindliche Zusammenkunft der Dinge.
Es denkt der Mensch die freie Tat zu tun,
Umsonst! Er ist das Spielwerk nur der blinden
Gewalt, die aus der eignen Wahl ihm schnell
Die furchtbare Notwendigkeit erschafft.
Was hälf’s ihm auch, wenn mir für ihn im Herzen
Was redete – Ich muß ihn dennoch töten.

Dieser Beitrag besteht aus 2 Seiten: