HomeCharakterisierungJungfrau von Orleans – Charakterisierung der Figuren aus Schillers Tragödie

Jungfrau von Orleans – Charakterisierung der Figuren aus Schillers Tragödie

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Charakterisierung von Nebencharaktere

Die Franzosen

König Karl VII.

Er ist ein schwacher König, unselbständig im Handeln, unselbständig im Urteilen. Er ist weich und gut von Herzen, liebenswürdig und zart in seinem Benehmen.

Herzog von Burgund

Der Herzog von Burgund ist glatt und oberflächlich. Er ist ein Weltmann und Genussmensch, empfänglich für das Gute und Schöne, ist aber ohne jede Tiefe.

Dunois

Dunois ist ein feuriger und standhafter Ritter, furchtlos und untadelig.

La Hire

La Hire steht neben Dunois in der zweiten Reihe. Durch seinen Edelmut und seine freie Ritterlichkeit hebt er so die Gestalt des Dunois noch glänzender hervor.

Du Chatel

Du Chatel ist ein nüchterner Verstandesmensch. Er opfert sich auf, ist treu in seiner Lehenspflicht, aber ehrgeizig und befangen im Aberglauben des Volkes. Für die Größe und Güte einer höheren Natur bringt er kein Verständnis auf.

Ihre Charakterzüge finden sich symptomatisch in der Szene vor der Kathedrale wieder: Vater Thibault hat seine Tochter angeklagt. Du Chatel glaubt dieser Anklage noch eher als er sie gehört hat: „Jetzt wird es schrecklich tagen!“ sagt er. Burgund erschrickt, ist aber ohne jeden Widerstand bereit, die eben noch angebetete Jungfrau aufzugeben: „Entsetzlich! – Doch dem Vater muß man glauben, der wider seine eigne Tochter zeugt.“ La Hire redet ihr warm und edelherzig zu: „Die Unschuld hat eine Sprache, einen Siegerblick, der die Verleumdung mächtig niederblitzt.“ Dem allgemeinen Entsetzen kann er aber nicht widerstehen. Dunois verbürgt sich für sie mit seiner Fürstenehre: „Hier werf‘ ich meinen Ritterhandschuh hin: wer wagt’s, sie eine Schuldige zu nennen?“ Er hält an ihr fest, als alle sich von ihr abwenden: „Dir glaub‘ ich ehr als diesen Zeichen allen, als diesem Donner selbst, der droben spricht.“ Und König Karl, geradezu bezeichnend für ihn, hat in der ganzen Szene überhaupt nichts zu sagen. Entsetzt und schwach folgt er auf Du Chatels Drängen: „Kommt, kommt, mein König!“

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