HomeDie Horen1796 - Stück 11III. Herakles bei Augeias. [Theocritus]

III. Herakles bei Augeias. [Theocritus]

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Theokrits fünfundzwanzigste Idylle.

Ein Fragment.

Wieder sagt’ ihm der Greis, der weidenden Kühe Besorger,
von dem Geschäft ausruhend, das ihm in den Händen sich regte:
Gern dir will ich, o Fremdling, verkündigen, was du mich fragest,
Hermes furchtbaren Zorn des Wegobwaltenden scheuend;
Denn zumeist, wie man sagt, von den Himmlischen ahndet es jener,
Wenn ein Mann abweiset den pfadvermissenden Wandrer.
Siehe die wolligen Heerden des Völkerfürsten Augeias
Weiden nicht auf gemeinsamer Trift in der selbigen Gegend;
Sondern einige gehen an des wallenden Elisons Ufern,
Andere dort an Alfeios des göttlichen heiliger Strömung,
Andr’ im Rebengefilde Buprasios, andere hier auch.
Eigene Ställ’ auch wurden für jegliche Heerde gebauet.
Aber den Rinderheerden, so voll sie immer gedrängt sind,
Allen genügt beständig alhier frischgrünende Weide
Rings um des Menios Sumpf; denn honigduftende Kräuter
Sprossen in Wiesen empor, den gefeuchteten, und in den Auen,
Reichlich genug, zu mehren die Kraft der gehörneten Rinder.
Dort ist ihnen die Hürd’, an der rechten Seite der Hand dir;
Ganz erscheinet sie dort, jenseits des fließenden Baches,
Wo stetsgrünen Platanen gesellt der wildernde Ölbaum
Hellbelaubt sich erhebt, des weidenden Föbos Apollon
Heiliger Hain, o Fremdling, des hochvollkommenen Gottes.
Stracks daran sind Gehöfd’ und Ackerleuten gebauet,
Langhin, die wir den großen unnennbaren Segen des Königs
Schüzen mit sorgsamer Treu, in dreimalgewendetes Brachfeld
Jezo streuend die Saat, und in viermalgewendetes jezo.
Wohlbekannt ist die Grenze den arbeitseligen Winzern,
Die rasch kommen zur Kelter, wann reifender Sommer genaht ist.
Denn dies ganze Gefild’ ist des hochgesinnten Augeias,
Weizentragende Hufen, und Pflanzungen edeler Bäume,
Bis zum äußersten Rande des quelligen Felsengebirges:
Wo uns Landarbeiten beschäftigen Morgen und Abend,
So wie es Knechten geziemt, die den Bau der Gefilde verwalten.
Doch du sage mit an, (was dir auch selber zum Vortheil
Sein wird,) welches Bedürfnis dich herzukommen genöthigt:
Ob du Augeias selbst, ob jemand seiner Genossen
Aufsuchst, welcher ihm dient. Ich könnt* als kundiger etwa
Alles genau anzeigen: Denn nicht von niedrigen Eltern
Scheinest du mir, noch selber den niedrigen ähnliche gebildet:
So wie die hohe Gestalt dir vorragt: Traun es erscheinen
Wohl der Unsterblichen Kinder vor Sterblichen also an Bildung.
Ihm antwortete drauf der tapfere Sohn des Kronion:
Ja, o Greis, ihn selbst den Epeierfürsten Augeias
Wünscht’ ich zu schaun; mich trieb um jenen allein das Geschäft her.
Wenn er vielleicht in der Stadt sich aufhält unter den Bürgern,
Tragend die Sorge des Volks, und das Recht nach Gesezen entscheidet;
Alter, ernenne mir einen der Dienenden, welcher mich führe,
Einen, der hier im Gefild’ als ehrsamer Schafner gebietet;
Daß ich ein Wort ihm sag’, und ein anderes reden ihn höre.
Stets ja, so wollt’ es ein Gott, bedürfen wir einer des andern.
Aber der Greis antwortete drauf, der gepriesene Landmann:
Fremdling, ein himmlischer Gott ist traun dein waltender Führer;
So wird all dein Beginnen dir schnell nach Wunsche vollendet!
Denn er selbst Augeias, von Helios Samen gebohren,
Samt den eigenen Sohne, der Kraft des glänzenden Fyleus,
Kam hier gestern daher aus der Stadt, um mehrere Tage
Sein unzählbares Gut in den Äckern umher zu betrachten.
Also erwägen im Geist auch Könige, daß, wenn man selber
Obhut trägt, viel besser das Wohl im Hause gedeihe.
Laß denn sogleich uns gehen zu ihm; ich selber geleite
Dich in unseren Hof; dort finden wir, denk* ich, den Herrscher.
Sprachs, und führte den Weg; doch viel rathschlagt’ er im Herzen,
Schauend des Unthiers Haut und die handausfüllende Kolbe,
Wer und woher der Fremdling; und oft ihn zu fragen beschloß er.
Doch mit Bedacht anhaltend das fliegende Wort auf der Lippe,
Zweifelt’ er, ob auch die Rede den Eilenden etwa zur Unzeit
Störete; schwer ja kennt man den Sinn des anderen Mannes.
Schnell nun merkten die Hunde die Nahenden schon aus der Ferne,
Beides sowohl am Geruche des Leibs, wie am schallenden Fußtritt.
Laut mit Gebell anstürzend ereilten sie dorther und daher
Ihn, den erhabenen Sohn des Amsitryon; aber dem Greise
Hüpften sie sanft aufknurrend zur Seit*, und wedelten freundlich.
Jener indeß mit Steinen, die nur vom Boden er aufhub,
Scheuchte sie weit hinweg zu entfliehn; und in rauerem Tone
Droht’ er allen zugleich, und zähmete bald das Gebelfer:
Voll von heimlicher Freude, daß jene den Hof ihm bewachten,
Weil abwesend er war; und so zu reden begann er:
Ja fürwahr, wohl gaben die waltenden Götter den Menschen
Dies vortrefliche Thier zur Gesellschaft! Wie es doch aufmerkt!
Wär ihm auch im Herzen so viel des Verstandes geworden,
Einzusehn, wenn zürnen, und wenn nicht zürnen es sollte;
Nie könnt’ eines der Thiere mit ihm wetteifern um Vorrang.
Doch zu heftig im Zorn und eiferig ward es ohn’ Ursach.
Sprachs; und schnell das Gehöfd’ erreichten die Wandelnden jezo.
Helios lenkte die Rosse nunmehr zum westlichen Dunkel,
Dämmerung bringend des Tags. Doch heim nun blöckten die Schafe,
Fett von der Weid’ eingehend in volle Gehöfd’ und Ställe.
Aber die Kühe darauf bei Tausenden, andre nach andern,
Kamen daher andrängend, wie düstere Regengewölke:
Viel wie den Himmel durchziehn in vorwärts taumelnden Schaaren,
Jetzt vor des Südes Gewalt, und jezt vor des thrakischen Nordes;
Weder Zahl erscheinet der wandelnden hoch in den Lüften,
Weder Vergang; so viel zu den vorderen wälzet von hinten
Stets der Orkan, und auf andr’ erheben sich andere wieder:
So viel kamen im Zug’ auch Küh’ auf Kühe gewandelt.
Rings nun wimmelte voll das Gefild’, und rings auch die Wege,
vom heimkehrenden Schwarm; und es hallt’ in die fruchtbaren Äcker
Dumpfes Gebrumm. Leicht wurden nun voll schwerwandelnder Rinder
Alle Ställ’; auch ruhten die Schaf’, in die Höfe gehürdet.
Siehe da blieb nicht müssig, wie endlos auch das Gewühl war,
Hingestellt bei den Kühne ein Mann, umschauend nach Arbeit.
Einer band an die Füsse mit wohlgeschnittenen Riemen
Fest die hölzernen Pflöck, und seitwärts hockt’ er und melkte;
Einer legt an die Euter die Säuglinge liebenden Müttern,
Einzusaugen die laulichte Milch mit begieriger Sehnsucht;
Der trug volles Geschirr; der rührte die käsende Sahn’ um;
Jener trieb die Farren herein, von den Stärken gesondert.
Ämsig durchging Augeias die Rinderställe betrachtend,
Welchen unendlichen Segen der Hab’ ihm die Hirten gesammelt.
Auch sein Sohn, und die Kraft des hocherfahrnen Herakles,
Gingen zugleich durchmusternd des Königes mächtigen Reichthum.
Jezo, wie fest im Busen, wie ganz unerschüttert das Herz auch
Trug Amsitryons Sohn, und wie gleich ausdaurend beständig;
Staunet’ er dennoch bestürzt, das unzählbare Rindergeschlecht dort
Anzuschaun. Wohl keiner behauptete, oder gedächt’ auch,
Daß Ein Mann so viel des erworbenen Gutes beherrschte,
Oder auch zehn, reichprangend an Vieh vor den Königen allen.
Helios hatte dem Sohn zur Günstlingsgabe gewähret,
Blühend an Heerden zu sein vor allen gebohrenen Männern.
Auch er selbst vermehrte die stets anwachsende Zucht ihm,
Jeglicher Art; denn nimmer besucht’ auch einige Krankheit
Jenem die Trift, wie sie häufig den Fleiß der Hirten vereiteln.
Immer noch mehr der gehörneten Küh, und schönere immer
Sah er von Jahr zu Jahre heranblühn; sieht sie alle
Trugen ihm lebende Frucht voll Kraft, und weihliche Frucht ihm.
Auch der Stiere zugleich drei Hunderte zogen mit jenen,
Krummgehörnt, weißbeinig; und noch zweihundert der andern,
Röthlich umher: sie alle befruchtende Männer der Heerde.
Dann zwölf andere noch zu den vorigen wurden geweidet,
Heilig dem Sonnengott, von heller Gestalt wie die Schwäne,
Glänzendweiß, vorstralend dem Trupp schwerwandelnder Rinder:
Die, einsiedlerisch auch, mit üppigem Grase sich nährten
Auf dem Gefild’, unbändig in freudigem Troz sich erhebend.
Aber sobald Raubthiere hervor aus verwachsenem Dickicht
Rasch in die Flur einstürzten, die weidenden Kühe zu morden;
Immer zuerst in den Kampf, mit Leibesgewalt anrennend,
Kamen sie, laut aufbrüllend; und tod war im funkelnden Antliz.
Doch so ragete keiner an Kraft und grosser Gewalt vor,
Und an verwegenem Mut, als Faethon: welchen die Hirten
Einem Gestirn gleich schätzen, dieweil er her vor den andern
Stieren im Gehen vorstralte mit ausgezeichneter Schönheit.
Dieser, die trockene Haut des entsezlichen Löwen erblickend,
Rannte nunmehr mit Gewalt auf den wachsamen Held Herakles,
Ihm in die Seite zu bohren das Haupt und die eheren Stirne.
Aber ihn faßt’ in dem Sturze der Held mit gewaltiger Rechte
Links an dem Horne sofort; und hinab auf die Erde den Nacken
Bog er ihm, schwer wie er war; von neuem dann stieß er zurück ihn,
Gegen die Schulter gestemmt; doch entgegen ihm strengte der Muskeln
Sehnen der Stier, daß gerichtet am öbersten Bug er emporstand.
Hocherstaunt war der König, er selbst mit dem feurigen Sohne
Fyleus, auch die der Rinder gehörnete Heerde besorgten,
Schauend Amsitryons Sohn voll übergewaltiger Stärke.
Stadtwärts beide nunmehr, die gesegneten Äcker verlassend,
Wandelten Fyleus hinweg und die hohe Kraft Herakles.
Eben erreichten sie nun die gemeinsame Strasse des Volkes,
Als sie den schmalen Pfad mit hurtigen Füssen vollendet,
Der vom Gehöfde daher durch Rebenpflanzungen führte,
Und nicht deutlich erkannt hinschlich in der grünenden Waldung;
Siehe da sprach zum Erzeugten des hocherhabnen Kronien,
Welcher hinter ihm ganz, der edele Sohn des Augeias,
Rechts auf die Schulter zurück ihm sanft zuwendend das Antliz:
Fremdling, als hätt’ ich vorlängst von dir schon reden gehöret,
Also erhebt sich eben im Geist mir dunkle Erinnrung.
Denn uns kam von Argos ein Wanderer, rasch noch an Jugend,
Hier, ein achaischer Mann, aus Helike, nahe dem Meerstrand.
Dieser erzählte nun, umringt von vielen Epeiern,
Wie ein Argeier getödtet, ihm selbst vor den Augen, ein Raubthier,
Einen entsezlichen Löwen, ein grässliches Wunder dem Landvolk,
Der im Geklüft am Hain des nemeischen Zeus sich gelagert.
Doch nicht weiß ich genau, ob er selbst aus der heiligen Argos
War, ob Tiryus Burg er bewohnete, oder Mykene,
Wie der Mann uns gemeldet; allein an Geschlechte, so sagt’ er,
Wenn ich der Wahrheit gemäß mich erinnere, stamm’ er von Perseus.
Traun kein anderer wohl der Argialer wagete solches,
Als du selbst; denn die Hülle des Unthiers redet ja deutlich
Dein großmächtiges Werk, die dir um die Seiten herabhängt.
Auf, nun sage zuerst, damit ich selber erkenne,
Edeler Held, ob recht mir es ahnete, oder ob unrecht:
Bist du der, von welchem uns horchenden jener Achaier
Sprach, aus Helike her? und traf, was ich dachte, die Wahrheit?
Sag’ auch, wie du allein das verderbliche Scheusal erlegtest,
Und wie zur quelligen Gegend von Nemea jenes hereindrang.
Denn nicht fändest du solch ein Ungeheuer in Apis,
Wünschtest du eines zu schaun; nicht wächst ja so grosses Gewild hier,
Nein nur Bären und Säu’, und der tückischen Wölfe Geschlechter.
Darum staunten auch die hörenden alle den Worten;
Einige dachten sogar, daß falsch geredet der Fremdling,
Um mit eiteler Zunge gefällig zu sein der Versammlung.
Fyleus redete so, und beugt’ aus der Mitte des Weges
Seitwärts, daß er genügte den wandelnden neben einander,
Und ihm lelchter es würde, das Wort des Herakles zu hören;
Welcher zugleich nun gehend mit solcherlei Worten ihn ansprach:
Was du zuerst mich gefragt, du edeler Sohn des Augeias,
Hast du mit leichtem Verstand nach der Richtschnur selber getroffen.
Auch das einzelne nun von dem Unthier meld’ ich dir gerne,
So wie jedes geschah; dieweil du zu hören verlangest:
Ausser, woher es gekommen; denn das, so viel auch in Argos
Lebende sind, wird keiner genau zu sagen vermögen.
Nur der Unsterblichen einer, vermuten wir, sandte das Unheil,
Um ein Opfer erzürnt, den foroneischen Männern.
Denn die Piseer gesammt, wie ein voll ausströmender Gießbach,
Kränkte der Leu rastlos, und zumeist die Bembiniäer,
Welche benachbart wohnten dem Thier, unerträgliches duldend.
Dieser Kampf war der erste, den mir zu vollenden Curystheus
Anbefahl: zu ermorden das grässliche Scheusal gebot er.
Aber ich nahm mein biegsames Horn, und den räumigen Köcher,
Vollgedrängt mit Geschoß, und erteilt’, in der Rechten die Kolbe,
Derb’ und fest, umrindet, vom Kern des wildernden Ölbaums,
Schwer an Wuchs, die ich selbst in des heiligen Helikons Thälern
Fand, und zugleich mit allen verwachsenen Wurzeln herauszog.
Als ich nunmehr an den Ort, wo der Berglöw’ hauste, gelangt war,
Jezo nahm ich den Bogen, und fügte die Senn’ um des Endes
Zierlichen Knauf, und legte den bitteren Pfeil auf die Senne
Rings dann wandt’ ich die Augen, zu spähn das verderbliche Wunder,
Ob ich es wo anschaute, bevor mich jenes erblickte.
Schon wars Mitte des Tags, und weder die Spur des Verderbers
Konnt’ ich irgendwo schaun, noch den Hall der Stimme vernehmen
Auch erschien mir keiner der Sterblichen, weder ein Kuhhirt,
Noch in besäeten Furchen ein Ackerer, den ich befragte;
Sondern es hielt jedweden erblassende Angst in der Hürde.
Doch nicht hemmt’ ich den Fuß, das Waldgebirge durchforschend,
Eh ich ihn sah, und sogleich die Kraft mit jenem versuchte.
Siehe nun wandelt’ er heim in die Felsluft gegen den Abend,
Als er mit Fleisch sich und blute gesättiget: rings ihm besudelt
War die verzottelte Mähen von Mord, und das funkelnde Antlitz,
Auch die Brust; und die Zung’ umleckte den borstigen Bart ihm.
Aber ich selbst, in dem Schatten umlaubeter Büsche mich bergend,
Stand auf verwachsenem Steig, und wartete seines herannahns;
Und wie er kam, da traf ich ihm links in die Weiche des Bauches;
Aber umsonst: nicht mochte sein Fleisch das Geschoß ihm durchschlüpfen,
Scharf wie es war; abprallt’ es, und sank in die grünenden Kräuter.
Jener indeß hob plözlich das blutige Haupt von der Erde
Staunend empor, und rings mit rollenden Augen sich wendend
Späht’ er umher, und fletschte die trozigen Zähne des Rachens.
Jezo entsandt’ ich jenem ein andres Geschoß von der Senne,
Unmutsvoll, daß umsonst aus der Hand mein erstes entflohn war.
Scharf nun traf ich die Mitte der Brust, wo die Lunge sich dehnet;
Aber auch jetzt nicht mochte der schmerzende Pfeil in die Haut ihm
Eingehn, sondern er sank vor die Füß’ ohnmächtig ihm nieder.
Schon zum dritten begann ich, entbrannt von zürnendem Eifer,
Anzuziehn; da erblickte mit graß umstarrenden Augen
Mich das zermalmende Thier; und lang um die Kniee geschwungen
Rollt’ es den Schweif, und ermahnte zum Kampfe sich; ganz nun erfüllet
Ward ihm der Nacken von Zorn, daß empor die gelbliche Mähn’ ihm
Sträubte vor Wut, und gekrümmt ihm der Rükgrat ward wie ein Bogen,
Als er gestrengt um die Weichen des Bauchs und die Lenden sich einzog.
Wie wenn ein wangenbereitender Mann, vielkundig der Werke,
Wildernde Feigenäste von lockerem Holze sich beuget,
Wohl durchwärmt in der Flamme, dem Stuhl auf der Axe zu Rändern;
Aber dem beugenden schnellt das zähnumrindete Holz aus
Unter der Hand, fernhin mit Einem Schwung ihm entfliegend:
Also auf mich schoß plözlich der wütende Löwe von fern her,
Gierig im Fleisch zu schwelgen. Da hielt ich die Pfeil’ in der Linken
Vorgestreckt, und zugleich mein Doppelgewand von den Schultern;
Doch mit der Rechten die trockene Kolb’ um den Schädel ihm schwingend,
Schmettert’ ich grad’ auf das Haupt, da splitterte rauh mir zerkrachend
Dort auf der zottigen Scheitel der Stamm des wildernden Ölbaums.
Doch das unnahbare Thier enttaumelte, mitten im Ansprung,
Hoch aus der Luft auf die Erd’; auf erbebenden Füssen nun stand es,
Mit hinnickendem Haupt; denn die Augen ihm hüllete beide
Nacht, da die grosse Gewalt sein Hirn in dem Schädel erschüttert.
Aber indem ich jenen gehabt von den heftigen Qualen
Schauete, rasch nun eilend, bevor ihm der Athem zurückkam,
Schlug ich ihm über die Sehen des unzerbrechlichen Nackens,
Niedergelegt das Geschoß und den wohlgefügeten Köcher.
Machtvoll würgt’ ich ihn dann, mit nervichten Händen umspannend,
Hinterwärts, daß nicht die zerfleischenden Klauen mich fassten.
Unten drückt’ ich ihm fest die hinteren Füß’ an dem Boden
Mit auftretender Fers’, und zwängt’ ihm die Hüft in die Schenkel,
Bis ich ganz ihm den Bug ausdehnete, daß er emporstand,
Athemlos; da entfloh die gewaltige Seele zum Hades.
Jezo sann ich umher, wie die Haut mit zottiger Mähen
Ihm von den Gliedern ihn zöge, dem abgeschiedenen Raubthier.
Traun ein hartes Geschäft! denn nicht mit Eisen bezwinglich,
Starrte sie, noch mit Gestein, dem versuchenden, oder mit Holze.
Endlich legt’ in den Sinn ein unsterblicher Gott mir den Rathschluß,
Aufzureissen die Haut mit den eigenen Klauen des Löwen.
Hiermit enthüllt’ ich ihn bald, und warf mir das Fell um die Glieder,
Daß sie ein Schuz mir wär’ im verwundenden Waffengetümmel.
Also geschah dir, o Freund, des nemeischen Thieres Vertilgung,
Welcher zuvor viel Schaden dem Vieh und den Menschen bereitet.

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