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Die Räuber – Text: 5. Akt, 2. Szene

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SCHWARZ. Teurer Hauptmann Räuber Moor weicht weiter zurück.

GRIMM. Wir sind unschuldig, mein Hauptmann.

RÄUBER MOOR ohne nach ihnen hinzuschaun. Wer seid ihr?

GRIMM. Du blickst uns nicht an. Deine Getreuen.

RÄUBER MOOR. Weh euch, wenn ihr mir getreu wart!

GRIMM. Das letzte Lebewohl von deinem Knecht Schweizer – er kehrt nie wieder dein Knecht Schweizer.

RÄUBER MOOR aufspringend. So habt ihr ihn nicht gefunden?

SCHWARZ. Tot gefunden.

RÄUBER MOOR froh emporhüpfend. Habe Dank, Lenker der Dinge – Umarmet mich, meine Kinder – Erbarmung sei von nun an die Losung – Nun wär auch das überstanden – Alles überstanden.

Neue Räuber. Amalia.

RÄUBER. Heisa, heisa! Ein Fang, ein superber Fang!

AMALIA mit fliegenden Haaren. Die Toten, schreien sie, seien erstanden auf seine Stimme – mein Oheim lebendig – in diesem Wald – wo ist er? Karl! Oheim! – Ha! Stürzt auf den Alten zu.

DER ALTE MOOR. Amalia! Meine Tochter! Amalia! Hält sie in seinen Armen gepreßt.

RÄUBER MOOR zurückspringend. Wer bringt dies Bild vor meine Augen?

AMALIA entspringt dem Alten und springt auf den Räuber zu und umschlingt ihn entzückt. Ich hab ihn, o ihr Sterne! Ich hab ihn! –

RÄUBER MOOR sich losreißend, zu den Räubern. Brecht auf, ihr! Der Erzfeind hat mich verraten!

AMALIA. Bräutigam, Bräutigam, du rasest! Ha! Vor Entzückung! Warum bin ich auch so fühllos, mitten im Wonnewirbel so kalt?

DER ALTE MOOR sich aufraffend. Bräutigam? Tochter! Tochter! Ein Bräutigam?

AMALIA. Ewig sein! Ewig, ewig, ewig mein! – Oh ihr Mächte des Himmels! Entlastet mich dieser tödlichen Wollust, daß ich nicht unter der Bürde vergehe!

RÄUBER MOOR. Reißt sie von meinem Halse! Tötet sie! Tötet ihn! mich! euch! alles! Die ganze Welt geh zugrunde! Er will davon.

AMALIA. Wohin? Was? Liebe Ewigkeit! Wonn Unendlichkeit, und du fliehst?

RÄUBER MOOR. Weg, weg! – Unglückseligste der Bräute! – Schau selbst, frage selbst, höre! – Unglückseligster der Väter! Laß mich immer ewig davon rennen!

AMALIA. Haltet mich! Um Gottes willen, haltet mich! – Es wird mir so Nacht vor den Augen – Er flieht!

RÄUBER MOOR. Zu spät! Vergebens! Dein Fluch, Vater, – frage mich nichts mehr! – ich bin, ich habe – dein Fluch – dein vermeinter Fluch! – Wer hat mich hergelockt? Mit gezogenem Degen auf die Räuber losgehend. Wer von euch hat mich hiehergelockt, ihr Kreaturen des Abgrunds? – So vergeh dann, Amalia! – Stirb Vater! Stirb durch mich zum dritten Mal! – Diese deine Retter sind Räuber und Mörder! Dein Karl ist ihr Hauptmann!

Der alte Moor gibt seinen Geist auf. Amalia steht stumm und starr wie eine Bildsäule. Die ganze Bande in fürchterlicher Pause.

RÄUBER MOOR wider eine Eiche rennend. Die Seelen derer, die ich erdrosselte im Taumel der Liebe – derer, die ich zerschmetterte im heiligen Schlaf, derer – hahaha! hört ihr den Pulverturm knallen über der Kreißenden Stühlen? Seht ihr die Flammen schlagen an den Wiegen der Säuglinge? das ist Brautfackel, das ist Hochzeitmusik – oh, er vergißt nicht, er weiß zu knüpfen – darum von mir die Wonne der Liebe! darum mir zur Folter die Liebe! Das ist Vergeltung!

AMALIA. Es ist wahr! Herrscher im Himmel! Es ist wahr. – Was hab ich getan, ich unschuldiges Lamm? Ich hab diesen geliebt!

RÄUBER MOOR. Das ist mehr, als ein Mann erduldet. Hab ich doch den Tod aus mehr denn tausend Röhren auf mich zupfeifen gehört, und bin ihm keinen Fuß breit gewichen, soll ich itzt erst lernen beben wie ein Weib? beben vor einem Weib? – Nein, ein Weib erschüttert meine Mannheit nicht – Blut, Blut! Es ist nur ein Anstoß vom Weibe – Blut muß ich saufen, es wird vorübergehen. Er will davonfliehn.

AMALIA fällt ihm in die Arme. Mörder! Teufel! Ich kann dich Engel nicht lassen.

MOOR schleudert sie von sich. Fort, falsche Schlange, du willst einen Rasenden höhnen, aber ich poche dem Tyrannen Verhängnis – was, du weinest? Oh ihr losen boshaften Gestirne! Sie tut, als ob sie weine, als ob um mich eine Seele weine! Amalia fällt ihm um den Hals. Ha was ist das? Sie speit mich nicht an, stößt mich nicht von sich – Amalia! Hast du vergessen? weißt du auch, wen du umarmest, Amalia?

AMALIA. Einziger, Unzertrennlicher!

MOOR aufblühend, in ekstatischer Wonne. Sie vergibt mir, sie liebt mich! Rein bin ich wie der Äther des Himmels, sie liebt mich. Weinenden Dank dir, Erbarmer im Himmel! Er fällt auf die Knie und weinet heftig. Der Friede meiner Seele ist wiedergekommen, die Qual hat ausgetobt, die Hölle ist nicht mehr – Sieh, o sieh, die Kinder des Lichts weinen am Hals der weinenden Teufel Aufstehend zu den Räubern. So weinet doch auch! weinet, weinet, ihr seid ja so glücklich – O Amalia! Amalia! Amalia! Er hängt an ihrem Mund sie bleiben in stummer Umarmung.

EIN RÄUBER grimmig hervortretend. Halt ein, Verräter! – Gleich laß diesen Arm fahren – oder ich will dir ein Wort sagen, daß dir die Ohren gellen, und deine Zähne vor Entsetzen klappern! Streckt das Schwert zwischen beide.

EIN ALTER RÄUBER. Denk an die böhmischen Wälder! Hörst du? zagst du? – an die böhmischen Wälder sollst du denken! Treuloser, wo sind deine Schwüre? Vergißt man Wunden so bald? da wir Glück, Ehre und Leben in die Schanze schlugen für dich? Da wir dir standen wie Mauren, auffingen wie Schilder die Hiebe, die deinem Leben galten, – hubst du da nicht deine Hand zum eisernen Eid auf, schwurest, uns nie zu verlassen, wie wir dich nicht verlassen haben? – Ehrloser! Treuvergessener! Und du willst abfallen, wenn eine Metze greint?

EIN DRITTER RÄUBER. Pfui, über den Meineid! Der Geist des geopferten Rollers, den du zum Zeugen aus dem Totenreich zwangest, wird erröten über deine Feigheit, und gewaffnet aus seinem Grabe steigen, dich zu züchtigen.

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