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Don Carlos – 1. Akt, 3. Auftritt

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Olivarez.
‚Ihre Majestät,
Das ist er, ein sehr würd’ger Mann, ein Mann
Den unser gnädigster Monarch bekanntlich
Mit ihrer königlichen Gunst beehren.

Königin.
Das wird den Mann sehr glücklich machen. – Doch
Wir wollen wissen, ob er lieben kann
Und Liebe kann verdienen. – Eboli,
Das frag‘ ich Sie.

Eboli (steht stumm und verwirrt, die Augen zur Erde geschlagen, endlich fällt sie der Königin zu Füßen).
Großmüth’ge Königin,
Erbarmen Sie sich meiner. Lassen Sie –
Um Gottes willen, lassen Sie mich nicht –
Nicht aufgeopfert werden.

Königin.
Aufgeopfert?
Ich brauche nichts mehr. Stehn Sie auf. Es ist
Ein hartes Schicksal, aufgeopfert werden.
Ich glaube Ihnen. Stehn Sie auf. – Ist es
Schon lang, daß Sie den Grafen ausgeschlagen?

Eboli (aufstehend).
O, viele Monate. Prinz Carlos war
Noch auf der hohen Schule.

Königin (stutzt und sieht sie mit forschenden Augen an).
Haben Sie
Sich auch geprüft, aus welchen Gründen?

Eboli (mit einiger Heftigkeit).
Niemals
Kann es geschehen, meine Königin,
Aus tausend Gründen niemals.

Königin (sehr ernsthaft).
Mehr als einer ist
Zu viel. Sie können ihn nicht schätzen – Das
Ist mir genug. Nichts mehr davon.
(Zu den andern Damen.) Ich habe
Ja die Infanten heut noch nicht gesehen.
Marquisin, bringen Sie sie mir.

Olivarez (sieht auf die Uhr).
Es ist
Noch nicht die Stunde, Ihre Majestät.

Königin.
Noch nicht die Stunde, wo ich Mutter sein darf?
Das ist doch schlimm. Vergessen Sie es ja nicht,
Mich zu erinnern, wenn sie kommt.

(Ein Page tritt auf und spricht leise mit der Oberhofmeisterin, welche sich darauf zur Königin wendet.)

Olivarez.
Der Marquis
Von Posa, Ihre Majestät –

Königin.
Von Posa?

Olivarez.
Er kommt aus Frankreich und den Niederlanden
Und wünscht die Gnade zu erhalten, Briefe
Von der Regentin Mutter übergeben
Zu dürfen.

Königin.
Und ist das erlaubt?

Olivarez.
In meiner Vorschrift
Ist des besondern Falles nicht gedacht,
Wenn ein castilian’scher Grande Briefe
Von einem fremden Hof der Königin
Von Spanien in ihrem Gartenwäldchen
Zu überreichen kommt.

Königin.
So will ich denn
Auf meine eigene Gefahr es wagen.

Olivarez.
Doch mir vergönne Ihro Majestät,
Mich so lang zu entfernen. –

Königin.
Halten Sie
Das, wie Sie wollen, Herzogin.

(Die Oberhofmeisterin geht ab, und die Königin gibt dem Pagen einen Wink, welcher sogleich hinausgeht.)

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