Die Prinzessin, in einem idealischen Geschmack, schön, aber einfach gekleidet, spielt die Laute und singt. Darauf der Page der Königin.
Prinzessin (springt schnell auf).
Er kommt!
Page (eilfertig).
Sind Sie allein? Mich wundert sehr,
Ihn noch nicht hier zu finden; doch er muß
Im Augenblick erscheinen.
Prinzessin.
Muß er? Nun,
So will er auch – so ist es ja entschieden –
Page.
Er folgt mir auf den Fersen. – Gnäd’ge Fürstin,
Sie sind geliebt – geliebt, geliebt wie Sie
Kann’s Niemand sein und Niemand sein gewesen.
Welche eine Scene sah ich an!
Prinzessin (zieht ihn voll Ungeduld an sich).
Geschwind!
Du sprachst mit ihm? Heraus damit! Was sprach er?
Wie nahm er sich? Was waren seine Worte?
Er schien verlegen, schien bestürzt? Errieth
Er die Person, die ihm den Schlüssel schickte?
Geschwinde – oder rieth er nicht? Er rieth
Wohl gar nicht? rieth auf eine falsche? – Nun?
Antwortest du mir denn kein Wort? O pfui,
Pfui, schäme dich: so hölzern bist du nie,
So unerträglich langsam nie gewesen.
Page.
Kann ich zu Worte kommen, Gnädigste?
Ich übergab ihm Schlüssel und Billet
Im Vorsaal bei der Königin. Er stutzte
Und sah mich an, da mir das Wort entwischte,
Ein Frauenzimmer sende mich.
Prinzessin.
Er stutzte?
Sehr gut! sehr brav! Nur fort, erzähle weiter.
Page.
Ich wollte mehr noch sagen, da erblaßt‘ er
Und riß den Brief mir aus der Hand und sah
Mich drohend an und sagt‘, er wisse Alles.
Den Brief durchlas er mit Bestürzung, fing
Auf einmal an zu zittern.
Prinzessin.
Wisse Alles?
Er wisse Alles? Sagt‘ er das?
Page.
Und fragte
Mich dreimal, viermal, ob Sie selber, wirklich
Sie selber mir den Brief gegeben?
Prinzessin.
Ob
Ich selbst? Und also nannt‘ er meinen Namen?
Page.
Den Namen – nein, den nannt‘ er nicht. – Es möchten
Kundschafter, sagt‘ er, in der Gegend horchen
Und es dem König plaudern.
Prinzessin (befremdet).
Sagt‘ er das?
Page.
Dem König, sagt‘ er, liege ganz erstaunlich,
Gar mächtig viel daran, besonders viel,
Von diesem Briefe Kundschaft zu erhalten.