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Schillers »Das Lied von der Glocke« – Text, Zusammenfassung, Interpretation

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16. Strophe: Gesellschaftlicher Umsturz

Das Lied von der Glocke: In Zeiten des Aufruhrs und des Krieges, auch hier läutet die Glocke.

Das Lied von der Glocke: In Zeiten des Aufruhrs und des Krieges, auch hier läutet die Glocke.

Schiller befasst sich in den Versen 342–381 insbesondere mit der Glocke als Geläut in Zeiten des Aufruhrs. Schon bei der vorherigen Reflexion hatte er die Schrecken des Krieges erwähnt. Den Zusammenhang mit dem Glockenläuten deuten die Verse 358 ff. an. Das ganze Bild bezieht sich auf die Gewalt und Anarchie, die in der französische Revolution geübt wurde. Schiller hat sich von derlei gewalttätigen Exzessen zurecht entfernt und diese oftmals kritisiert, was er auch mit diesen Versen tut.

17. Strophe: Die Glocke ist fertig

Nach und nach kommt in den Versen 382–389 die Glocke zum Vorschein (9. Arbeitsstrophe). Jeder fühlt, wie in diesem Meisterspruch das Bild der Glocke äußerst klar vor die Fantasie tritt. Der Hauptgrund liegt in dem, was Jean Paul „Aufhebung“ genannt hat. Eine Gestalt vergegenwärtigt sich den inneren Sinn mit größerer Lebhaftigkeit, wenn man ihm zuerst die Hülle, die Decke derselben zeigt und dann die Hülle wegzieht und ihm die Gestalt selber vorhält. Die Zuschauer der Enthüllung können nun die Wappen an der Außenfläche der Glocke bewundern. Der Klöppel fehlt, das wurde schon zu Schillers Zeiten kritisiert.

18. Strophe: Taufe der Glocke

Die Sitte, die neu gegossene Glocke zu taufen, und ihr dabei einen Namen, Taufpaten und Schutzpatron zu geben, gehört nicht bloß früheren Zeiten an, sondern findet sich noch jetzt. Dies ist Thema der Verse 390–417 der 9. und letzten Reflexionsstrophe. Der Meister ruft alle Gesellen herbei. Die Glocke soll getauft werden. Sie soll den Namen Concordia tragen, wobei Concordia lateinisch ist und „Eintracht“ bedeutet. Hiermit zeigt Schiller auch die Bestimmung der Glocke auf. Sie soll dem Wechselspiel des Lebens läuten. Dabei soll sie ein Mahnmal des Vergänglichen sein: „So lehre sie, daß nichts bestehet, / Daß alles Irdische verhallt.“

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19. Strophe: Das Auftrichten der Glocke

Das Lied von der Glocke: Die Glocke im Kirchturm. Sie soll im Frieden schlagen und den Wechsel des Lebens ankündigen.

Das Lied von der Glocke: Die Glocke im Kirchturm. Sie soll im Frieden schlagen und den Wechsel des Lebens ankündigen.

In der letzten Strophe wird in den Versen 418–425 die Glocke errichtet. Mit einer Arbeitsstrophe hat das Gedicht begonnen und mit einer Arbeitsstrophe wird es auch beendet. Der Meister gibt seinen Gesellen die Anweisung, die Glocke aus der Grube zu ziehen. Sie wird auf den Glockenturm gezogen, um hier ihrer Bestimmung zugefügt werden. Der Meister motiviert seine Gesellen: „Ziehet, ziehet, hebt! / Sie bewegt sich, schwebt.“ Mit der Hoffnung auf Frieden schließt das „Lied von der Glocke“: „Freude dieser Stadt bedeute, / Friede sei ihr erst Geläute.“

Der letzte Vers, der Name Concordia, die Schilderung des Aufruhrs, das begeisterte Lob der gesellschaftlichen Ordnung (Verse 300 – 321) und des Friedens (321 ff.) erscheinen erst recht in ihrer vollen Bedeutung, wenn man bedenkt, in welche Zeit die Entstehung des „Lied von der Glocke“ fällt. Es war ja die bewegte Zeit des Jahrhundertwechsels. Schiller schrieb hierüber in dem Gedicht „Antritt des neuen Jahrhunderts“:

Edler Freund, wo öffnet sich dem Frieden,
Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort?
Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden,
Und das neue öffnet sich mit Mord.

Und das Band der Länder ist gehoben,
Und die alten Formen stürzen ein.

Schiller „Lied von der Glocke“ ist somit auch ein Plädoyer für den Frieden.

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Kommentare

  1. In Meiner Gymnasialzeit 1954-1960 haben wir die Glocke gesungen. Ich hatte die Ehre, als Bass-Solist die Meistersprüche zu singen. Wird das Musikwerk mit den Texten von _Friedrich von Schiller auch heute noch aufgeführt?

  2. Als Ingenieur ärgere ich mich oft genug über Innumerik und Menschen, denen jedes Verständnis für die Welt und die Dinge, mit denen sie täglich umgehen fehlt. Dem Teil kann ich also halb zustimmen. Aber Kultur und Kunst (echte Kunst, nicht was selbsternannte und aus Sozial- und anderen öffentlichen Kassen alimentierte „Künstler“ dafür halten) gehören zum Menschsein und zur Bildung zwingend dazu. Ich kenne zwar viele ungebildete „Geistes-“ aber nicht einen erfolgreichen Naturwissenschaftler ohne umfassende Kenntnis der Weltliteratur. Eine solche Verachtung der Bildung ist in technischen Berufen eher typisch für den angelernten Hilfsarbeiter.

    1. Was für eine stupide und pamphletische Antwort die selber nur die Mittelmäßigkeit der Bildung zeigt. Die Grenzen setzten nicht die gebildeten Ingenieure, sondern die Ingenieure die glauben sie wären gebildet und nur sie wissen was „Kunst“ ist. Dadurch ist es verifiziert, diese Inginieure haben die Weimarer Klassik nicht verstanden.

  3. Friedrich von Schiller hat die Verse in »Das Lied von der Glocke« durchgängig gereimt.

    In den mir vorliegenden Fassungen des Gedichtes heißt es, wie auch in Ihrer Fassung in den Zeilen 327 und 328:
    »wo des rauhen Krieges Horden
    dieses stille Tal durchtoben« .

    Ich kann mir vorstellen, daß sich ursprünglich auch diese beiden Zeilen reimten, nämlich:

    a) »wo des rauhen Krieges Horden
    dieses stille Tal durchmorden«

    oder

    b) »wo des rauhen Krieges Roben
    dieses stille Tal durchtoben«

    Gibt es noch originale Handschriften von Friedrich von Schiller ?
    Wo befinden sich solche originale Handschriften ? Möglicherweise bei Ihnen im Schiller-Archiv in Weimar .
    Wie könnte ich diese einsehen ? In einer Kopie ? Oder sind sie nur in Marbach in Augenschein zu nehmen ?

    Mit freundlichen Grüßen

    1. Bitte wenden Sie sich mit Ihrer Anfrage an das Goethe Schiller Archiv, Jenaer Str. 1, 99423 Weimar, Telefon 03643 545400.
      Diese Website ist Privat und nicht zu verwechseln mit dem Literaturarchiv.

  4. Deutsche Literatur ist das unnötigste was Schüler in ihrer Schullaufbahn lernen! Was soll jemand mit diesem Gedicht anfangen. Reine Zeitverschwendung im Gegensatz zu den Dingen mit denen sich die heutige Welt wirklich beschäftigt wie z.B. Naturwissenschaften oder Computer-Technologien!

    1. Die Kenntnis (und (Übung?) der Deutschen Literatur könnte z.B. helfen, moderne Texte lesbar zu gestalten, z.B. auch solche von IT-Experten und Naturwissenschaftlern.
      Und ausserdem macht gut formulierte Sprache mehr Spaß als Twitter- und Facebook-Gestotter!

    2. Schiller gibt hier einen genauen Vorgang vom Bau einer Glocke wieder. Soweit ich das lesen kann. Es ist damit perfekter Umgang mit genau Ihren angewandten Technologien gemeint. Furcht vor gOtT, Jan Maybach

    3. Es ist nicht das „unnötigste“ ok der schullaufbahn . Ich setze mich in meinem Job mit alten Liturgien auseinander und wenn so etwas nicht in der Schule gezeigt worden wäre , würde es solche interessanten und lernreichen jobs nicht mehr geben , da es dann als unnötig Gehalten werden würde

    4. Es macht mich wütend, solche ignoranten Aussagen zu lesen. Die Naturwissenschaftler die ich kenne aus vielen verschiedenen Fakultäten haben eins gemeinsam eine umfassende humanistische Bildung. Die Grundlage für Ihre herausragenden Leistungen in den jeweiligen Fächern.
      Und selbstverständlich können Sie einen Computer bedienen aber eben noch viel mehr.

    5. Schon alleine der Kommentar von Frederii zeigt auf wie dringend die Literatur und Philosophie auf diese stumpfsinnigen Argumentationen einwirken müssen. Der Anti-Bildung keinen Meter Erde.

    1. Die Glocke ist ein langes und metrisch komplexes Gedicht. Es gibt kein einheitliches Versmaß. Der sprachliche Rhythmus ist insbesondere in den Betrachtungsstrophen der inhaltlichen Darstellung angepasst. Lediglich die Meistersprüche folgen einem einheitlichen Schema, wobei der Rhythmus bzw. die Verslänge variiert. Bitte einfach einmal die Silben zählen.

  5. Welches genau sind die Merkmale, welche darauf hindeuten, dass das Gedicht in die Epoche der Klassik gehört?

    1. Das ist schonmal die Zeit, in der das Gedicht entstand. Es wurde in Schillers klassischer Schaffensperiode vollendet. Dann der Inhalt der Gedichtes, der sich mit bürgerlichen Werten, einer Distanzierung von der Franz. Revolution, gesellschaftlichen Vorstellungen und letztlich auch mit Schillers Ideal eines Bildungsbürgers befasst, der durch die Harmonie von Geist und Gefühl seiner Vollendung entgegen geht.

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