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Die Jungfrau von Orleans – 1. Aufzug, 4. Auftritt

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Agnes Sorel ein Kästchen in der Hand, zu den Vorigen

Karl.
O meine Agnes! Mein geliebtes Leben!
Du kommst, mich der Verzweiflung zu entreißen!
Ich habe dich, ich flieh an deine Brust,
Nichts ist verloren, denn du bist noch mein.

Sorel.
Mein teurer König!
(Mit ängstlich fragendem Blick umherschauend)
Dunois! Ists wahr?
Du Chatel?

Du Chatel.
Leider!

Sorel.
Ist die Not so groß?
Es fehlt am Sold? Die Truppen wollen abziehn?

Du Chatel.
Ja leider ist es so!

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Sorel (ihm das Kästchen aufdrängend).
Hier, hier ist Gold,
Hier sind Juwelen – Schmelzt mein Silber ein –
Verkauft, verpfändet meine Schlösser- Leihet
Auf meine Güter in Provence – Macht alles
Zu Gelde und befriediget die Truppen.
Fort! Keine Zeit verloren! (Treibt ihn fort)

Karl.
Nun, Dunois? Nun, Du Chatel! Bin ich euch
Noch arm, da ich die Krone aller Frauen
Besitze? – Sie ist edel, wie ich selbst
Geboren, selbst das königliche Blut
Der Valois ist nicht reiner, zieren wurde sie
Den ersten Thron der Welt – doch sie verschmäht ihn,
Nur meine Liebe will sie sein und heißen.
Erlaubte sie mir jemals ein Geschenk
Von höherm Wert, als eine frühe Blume
Im Winter oder seltne Frucht! Von mir
Nimmt sie kein Opfer an, und bringt mir alle!
Wagt ihren ganzen Reichtum und Besitz
Großmütig an mein untersinkend Glück.

Sorel.
Glaub ihm nicht.
Er hat sein Leben zehenmal für dich
Gewagt und zürnt, daß ich mein Gold jetzt wage.
Wie? Hab ich dir nicht alles froh geopfert,
Was mehr geachtet wird als Gold und Perlen,
Und sollte jetzt mein Glück für mich behalten?
Komm! Laß uns allen überflüßgen Schmuck
Des Lebens von uns werfen! Laß mich dir
Ein edles Beispiel der Entsagung geben!
Verwandle deinen Hofstaat in Soldaten,
Dein Gold in Eisen, alles was du hast,
Wirf es entschlossen hin nach deiner Krone!
Komm! Komm! Wir teilen Mangel und Gefahr!
Das kriegerische Roß laß uns besteigen,
Den zarten Leib dem glühnden Pfeil der Sonne
Preisgeben, die Gewölke über uns
Zur Decke nehmen, und den Stein zum Pfühl.
Der rauhe Krieger wird sein eignes Weh
Geduldig tragen, sieht er seinen König
Dem Ärmsten gleich ausdauren und entbehren!

Dunois.
Ja sie ist eine Rasende wie du,
Und wirft ihr Alles in ein brennend Haus,
Und schöpft ins lecke Faß der Danaiden.
Dich wird sie nicht erretten, nur sich selbst
Wird sie mit dir verderben –

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