Lady. Ein Kammerdiener. Sophie, hernach der Hofmarschall, zuletzt Bediente.
KAMMERDIENER. Hofmarschall von Kalb stehen im Vorzimmer mit einem Auftrag vom Herzog.
LADY in der Hitze des Schreibens. Auftaumeln wird sie, die fürstliche Drahtpuppe! Freilich! der Einfall ist auch drollig genug, so eine durchlauchtige Hirnschale auseinanderzutreiben! – Seine Hofschranzen werden wirbeln – Das ganze Land wird in Gärung kommen.
KAMMERDIENER UND SOPHIE. Der Hofmarschall, Mylady –
LADY dreht sich um. Wer? Was? – Desto besser! Diese Sorte von Geschöpfen ist zum Sacktragen auf der Welt. Er soll mir willkommen sein.
Kammerdiener geht ab.
SOPHIE ängstlich näherkommend. Wenn ich nicht fürchten müßte, Mylady, es wäre Vermessenheit – Lady schreibt hitzig fort. Die Millerin stürzte außer sich durch den Vorsaal – Sie glühen – Sie sprechen mit sich selbst – Lady schreibt immer fort. Ich erschrecke – Was muß geschehen sein?
HOFMARSCHALL tritt herein, macht dem Rücken der Lady tausend Verbeugungen; da sie ihn nicht gleich bemerkt, kommt er näher, stellt sich hinter ihren Sessel, sucht den Zipfel ihres Kleids wegzukriegen und drückt einen Kuß darauf, mit furchtsamem Lispeln. Serenissimus –
LADY indem sie Sand streut und das Geschriebene durchfliegt. Er wird mir schwarzen Undank zur Last legen – Ich war eine Verlassene. Er hat mich aus dem Elend gezogen – Aus dem Elend? – Abscheulicher Tausch! – Zerreiße deine Rechnung, Verführer! – Meine ewige Schamröte bezahlt sie mit Wucher.
HOFMARSCHALL nachdem er die Lady vergeblich vor, allen Seiten umgangen hat. Mylady scheinen etwas distrait zu sein – Ich werde mir wohl selbst die Kühnheit erlauben müssen. Sehr laut. Serenissimus schicken mich, Mylady zu fragen, ob diesen Abend Vauxhall sein werde oder teutsche Komödie?
LADY lachend aufstehend. Eins von beiden, mein Engel – Unterdessen bringen Sie Ihrem Herzog diese Karte zum Dessert! Gegen Sophien. Du, Sophie, befiehlst, daß man anspannen soll, und rufst meine ganze Garderobe in diesen Saal zusammen. –
SOPHIE geht ab voll Bestürzung. O Himmel! Was ahndet mir? Was wird das noch werden?
HOFMARSCHALL. Sie sind echauffiert, meine Gnädige?
LADY. Um so weniger wird hier gelogen sein – Hurra, Herr Hofmarschall! Es wird eine Stelle vakant. Gut Wetter für Kuppler. Da der Marschall einen zweifelhaften Blick auf den Zettel wirft. Lesen Sie, lesen Sie! – Es ist mein Wille, daß der Inhalt nicht unter vier Augen bleibe.
HOFMARSCHALL liest, unterdessen sammeln sich die Bedienten der Lady im Hintergrund.
»Gnädigster Herr,
Ein Vertrag, den Sie so leichtsinnig brachen, kann mich nicht mehr binden. Die Glückseligkeit Ihres Landes war die Bedingung meiner Liebe. Drei Jahre währte der Betrug. Die Binde fällt mir von den Augen; ich verabscheue Gunstbezeugungen, die von den Tränen der Untertanen triefen. – Schenken Sie die Liebe, die ich Ihnen nicht mehr erwidern kann, Ihrem weinenden Lande, und lernen von einer britischen Fürstin Erbarmen gegen Ihr teutsches Volk. In einer Stunde bin ich über der Grenze.