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Kabale und Liebe – Interpretation, Aufbau und Konflikte des Dramas von Friedrich Schiller

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Kabale und Liebe ist eine bürgerliche Tragödie von Friedrich Schiller, die dieser auf seiner Flucht aus Württemberg entstand und 1784 beendet hatte. Den Verhältnissen seiner Zeit setzt er in dem Drama, das dem Sturm und Drang zuzuordnen ist, seine unumschränkte Kritik aus. Diese beginnt bereits dadurch, dass er Deutschland als Handlungsort seines Stückes definiert und somit allein deutlich macht, welche Verhältnisse er seinem Urteil auseinander setzt. Anders als in einer klassizistischen Tragödie werden bei Schiller auch Bürger, also die Vertreter niederer Stände, zum Gegenstand seiner Literatur.

In dieser Interpretation erörtern wird im Folgenden:

  1. den Einleitungssatz für die Inhaltsangabe bzw. Interpretation,
  2. den Aufbau des Stückes und die dramatische Konzeption Schillers,
  3. die zentralen Konflike in „Kabale und Liebe“: Ständekonflikt, Generationenkonflikt und Liebeskonflikt,
  4. Einordnung des Dramas als gesellschaftlicher Spiegel,
  5. »Kabale und Liebe« als Drama des Sturm und Drang.

Auf weiteren Seiten findet ihr ergänzend Inhaltsangabe bzw. eine Zusammenfassung zum Drama sowie die Charakterisierung der handelnden Personen.

1. „Kabale und Liebe“ Einleitungssatz

Inhaltsangaben und Interpretationen sollen in der schulischen Auseinandersetzung durch einen Einleitungssatz eingeführt werden. Dabei wird das Thema und das behandelte Objekt kurz angerissen. Es wird hier oft von Einleitungssatz gesprochen, der aber auch aus mehreren Sätzen bestehen kann. Dieser Einleitungssatz kann sich auf das gesamte Drama beziehen, aber – je nach Aufgabe – auch nur auf einzelne Szenen bzw. kleine Passagen. Zu nennen sind in jedem Fall:

  • der vollständige Titel des Werkes und
  • der Name des Autors,
  • Zeitpunkt und Ort der Fertigstellung, der Veröffentlichung und/oder der Uraufführung,
  • die literarische Gattung (Drama, Gedicht, Epik, Prosa etc.),
  • Ort und Zeit der Handlung sowie
  • Thema des Werkes (bzw. des Abschnittes) sowie
  • wichtige Charaktere.

Für Kabale und Liebe heißt das:

  • Kabale und Liebe. Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen, (Arbeitstitel: Luise Millerin),
  • von Friedrich Schiller,
  • Uraufführung: 13. April 1784 in Frankfurt/Main, Erstdruck: Schwanische Buchhandlung Mannheim, 1784,
  • Gattung: Drama (bürgerliches Trauerspiel),
  • Ort: Deutschland, Zeit: 18. Jahrhundert,
  • Thema:  eine Liebe über Standesgrenzen hinweg, die durch eine Intrige zerstört wird,
  • wichtige Charaktere: Luise Miller, Ferdinand von Walter, Lady Milford.

Einleitungssatz Beispiel

Kabale und Liebe ist ein Drama in fünf Akten von Friedrich Schiller (1759–1805). Es ist das dritte Bühnenwerk Schillers, das am 13. April 1784 erstmals in Frankfurt am Main aufgeführt wurde. Ursprünglich sollte das Drama „Luise Millerin“ heißen, bis Schiller es auf Anraten von August Wilhelm Iffland umbenannte. Der Paratext der Erstausgabe benennt das Stück als ein „bürgerliches Trauerspiel“. Es spielt in Deutschland zur Zeit Schillers im 18. Jahrhundert. Die Liebe der bürgerlichen Luise Miller, die Tochter eines Stadtmusikanten, und des adeligen Ferdinand von Walter, Sohn des Präsidenten, wird durch eine  hinterhältige höfische Intrige zerstört. Das Stück handelt von einer überkommenen absolutistischen Machtentfaltung, die unverträglich ist zu den Werten des aufstrebenden Bürgertums.

2. Aufbau von „Kabale und Liebe“

Kabale und Liebe hat Schillers als klassisches Drama in fünf Akten aufgebaut. In den ersten vier Akten wechselt die Szene jeweils zwischen den verschiedenen Orten der Handlung bzw. der Konflikte. Der fünfte Akt, in dem sich der dramatische Knoten auflöst, findet im Haus von Miller statt.

1. Akt – Exposition

Schiller führt ganz im Sinne einer klassische Exposition im 1. Akt in die Handlung von Kabale und Liebe ein. Dabei stellt er die Personen, Ort und Zeit vor und wir lernen den zentralen Konflikt kennen. Der Akt zerfällt in zwei Teile. Die ersten vier Szenen spielen im bürgerlichen Haus der Familie von Miller, die drei letzten Szenen spielen im Haus von Präsident von Walter.

2. Akt – Steigende Handlung

Der Konflikt zwischen den Bürgerlichen und den Adeligen wird nun verschärft. Auch im zweiten Akt wechseln die Schauplätze zwischen den beiden Lagern.

In den ersten drei Szenen lernen wir Lady Milford, die Mätresse des Fürsten, kennen. Die Milford verhält sich anders als erwartet: Das höfische Leben mit seinem Prunk und seinen Intrigen hat die Milford ermüdet. Sie verachtet den kostbaren Schmuck, den ihr ein Kammerdiener vom Fürsten überbracht hat. Denn der Fürst hatte den Schmuck durch den Verkauf von Landeskinder bezahlt. Daher lässt sie den Schmuck verkaufen, dessen Erlös an arme Familien gehen soll. Andererseits ist sie von einer Verbindung mit Ferdinand nicht abgeneigt. Ganz im Gegenteil: In der Liebe zu Ferdinand sieht Lady Milford eine Möglichkeit, dem höfischen Leben zu entfliehen.

Die letzten vier Szenen ereignen sich wiederum im Haus von Miller. Auch hier verschärft sich der Konflikt. Der Vater von Luise ist vehement gegen eine Verbindung von Luise mit einem Adeligen, weil dies nur Unheil mit sich bringt. Ferdinand berichtet Luise von der Absicht seines Vaters, ihn mit der Milford zu verheiraten. Er bekennt sich aber zu Luise. Präsident von Walter erscheint und beleidigt Luise. Er bezeichnet sie als Hure. Ihr Vater Miller tritt dem Präsidenten entschieden entgegen und hält diesem die Unsittlichkeit des Hofes entgegen. Der Präsident will sich sein Recht gewaltsam verschaffen. Luises Vater soll verhaftet werden, Mutter und Tochter sollen an den Pranger. Ferdinand droht nun seinem Vater, öffentlicht zu machen, wie dieser gewaltsam an sein Amt gekommen ist. Damit erreicht er zunächst, dass sein Vater sich unverrichteter Dinge zurück zieht.

3. Akt – Konflikt-Höhepunkt und Wendepunkt

Im 3. Akt erreicht der Konflikt seinen Höhepunkt und wendet sich ins Tragische. Auch dieser Akt zerfällt in zwei Teile. Die ersten drei Szenen ereignen sich wieder im Haus von Präsident von Walter. Die drei letzten Szenen spielen dann wieder im Haus von Miller.

Durch einen gefälschten Brief wollen Wurm und der Präsident nun eine Falle für Ferdinand ziehen. Damit wollen sie Eifersucht und Misstrauen säen. Hofmarschall von Kalb muss sich hierfür als Liebhaber von Luise ausgeben.

Luise ahnt, dass die Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Die Standesunterschiede zwischen ihr und Ferdinand scheinen ein unüberwindbares Hindernis. Daher will sie die Beziehung zu Ferdinand auflösen. Hierdurch weckt sie aber das Misstrauen ihres Geliebten.

Die Eltern von Luise wurden ins Gefängnis geworfen. In Angst um ihre Eltern schreibt Luise den Liebesbrief an den Hofmarschall, den ihr Wurm diktiert. Wurm gegenüber verpflichtet sich Luise, sich in Schweigen darüber zu hüllen. Damit ist das tragische Missverständnis, die Intrige (Kabale) von allen Seiten geknüpft.

4. Akt – Hemmung / Retardation

Nun wird die Spannung aufrecht erhalten. Im klassischen Sinne fällt nun die Handlung ab bis zur Auflösung, die im 5. Akt erfolgt. Wir sehen, was die Intrige mit den Gestalten anstellt. Auch dieser Akt ist in zwei Teile gegliedert. Die ersten fünf Szenen spielen im Haus des Präsidenten. Die vier letzten Szenen bei Lady Milford.

Ferdinand ist rasend vor Eifersucht und gerät mit seinem scheinbaren Nebenbuhler, dem Hofmarschall von Kalb, aneinander. Dessen Geständnis nimmt er gar nicht mehr wahr. Präsident von Walter hat nun starkes Misstrauen, seinem Sohn erlaubt und gestattet er nun scheinheilig, Luise zu heiraten. Ferdinand fühlt sich aber so schändlich von ihr hintergangen, dass er beschließt, sie zu töten.

Lady Milford will ihrerseits ihre Macht missbrauchen, Luise als Nebenbuhlerin um Ferdinand ausstechen und sie demütigen. Sie bietet Luise an, dass diese in ihren Dienst als Kammerjungfer treten kann. Luise hingegen tritt unerwartet selbstbewusst auf und lehnt das Angebot der Milford ab. Sie verweist auf das Unmoralische der Hofgesellschaft und zeigt der Milford ihre eigene Überheblichkeit auf.

Mit der ehrlichen Frage Luises: „Sind Sie glücklich, Mylady?“ trifft sie den Nagel auf den Kopf und leitet die persönliche Wende bei der Milford ein. Diese will sich zunächst gewaltsam ihr Recht auf Ferdinand verschaffen und stößt Drohungen aus. Luise aber verzichtet auf Ferdinand und kündigt ihren Selbstmord an. Hierdurch fühlt sich Lady Milford zutiefst beschämt. Sie lässt ihr bisheriges Leben als Mätresse ihres Fürsten zurück und reist aus dem Land aus.

5. Akt – Lösung des Konfliktes

Im 5. Akt ereignet sich die Katastrophe und der Konflikt löst sich hierdurch auf. Alle Szenen ereignen sich nun im Haus von Miller.

Vater Miller kommt aus dem Gefängnis frei. Er hält seine Tochter von ihren Selbstmordgedanken ab. Ferdinand erscheint und will sich bei Luise über die Echtheit des Briefes Gewissheit verschaffen. Luises Schweigen gibt ihm Bestätigung. Ferdinand schickt ihren Vater zum Präsidenten fort und vergiftet die Limonade für Luise. Nach bitteren Vorwürfen von Ferdinand trinkt Luise. Den Tod vor Augen erzählt sie Ferdinand die ganze Wahrheit und stirbt. Ferdinand erkennt nun die ganze Tragik, die unabwendbar ist. Er trinkt selbst von dem Gift, vergibt seinen Vater, der mit seinen Leuten und Miller eingetroffen war, und stirbt.

Präsident von Walter aber will die Schuld an Wurm abwälzen. Dieser will die Schuld nicht allein tragen und zieht den Präsidenten in seinen Sturz hinein. Sie werden dem Gericht zugeführt, damit sie für ihre Taten gerichtet werden. Damit obsiegt am Ende das bürgerliche Recht und bürgerliche Ansichten. Anders als in der Hofgesellschaft, die durch Willkür und Gewalt über die Untertanen richtet, soll nun ein unabhängiges Gericht über die Straftaten entscheiden.

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