HomeText: Kabale und Liebe2. AktKabale und Liebe – 2. Akt, 3. Szene

Kabale und Liebe – 2. Akt, 3. Szene

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Ferdinand von Walter. Die Vorigen.

FERDINAND mit einer kurzen Verbeugung. Wenn ich Sie worin unterbreche, gnädige Frau –

LADY unter merkbarem Herzklopfen. In nichts, Herr Major, das mir wichtiger wäre.

FERDINAND. Ich komme auf Befehl meines Vaters.

LADY. Ich bin seine Schuldnerin.

FERDINAND. Und soll Ihnen melden, daß wir uns heuraten – Soweit der Auftrag meines Vaters.

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LADY entfärbt sich und zittert. Nicht ihres eigenen Herzens?

FERDINAND. Minister und Kuppler pflegen das niemals zu fragen.

LADY mit einer Beängstigung, daß ihr die Worte versagen. Und Sie selbst hätten sonst nichts beizusetzen?

FERDINAND mit einem Blick auf die Mamsell. Noch sehr viel, Mylady.

LADY gibt Sophien einen Wink, diese entfernt sich. Darf ich Ihnen diesen Sofa anbieten?

FERDINAND. Ich werde kurz sein, Mylady.

LADY. Nun?

FERDINAND. Ich bin ein Mann von Ehre.

LADY. Den ich zu schätzen weiß.

FERDINAND. Kavalier.

LADY. Kein beßrer im Herzogtum.

FERDINAND. Und Offizier.

LADY schmeichelhaft. Sie berühren hier Vorzüge, die auch andere mit Ihnen gemein haben. Warum verschweigen Sie größere, worin sie einzig sind?

FERDINAND frostig. Hier brauch ich sie nicht.

LADY mit immer steigernder Angst. Aber für was muß ich diesen Vorbericht nehmen?

FERDINAND langsam und mit Nachdruck. Für den Einwurf der Ehre, wenn Sie Lust haben sollten, meine Hand zu erzwingen.

LADY auffahrend. Was ist das, Herr Major?

FERDINAND gelassen. Die Sprache meines Herzens – meines Wappens – und dieses Degens.

LADY. Diesen Degen gab Ihnen der Fürst.

FERDINAND. Der Staat gab mir ihn, durch die Hand des Fürsten – mein Herz Gott – mein Wappen ein halbes Jahrtausend.

LADY. Der Name des Herzogs –

FERDINAND hitzig. Kann der Herzog Gesetze der Menschheit verdrehen, oder Handlungen münzen wie seine Dreier? – Er selbst ist nicht über die Ehre erhaben, aber er kann ihren Mund mit seinem Golde verstopfen. Er kann den Hermelin über seine Schande herwerfen. Ich bitte mir aus, davon nichts mehr, Mylady – Es ist nicht mehr die Rede von weggeworfenen Aussichten und Ahnen – oder von dieser Degenquaste – oder von der Meinung der Welt. Ich bin bereit, dies alles mit Füßen zu treten, sobald Sie mich nur überzeugt haben werden, daß der Preis nicht schlimmer noch als das Opfer ist.

LADY schmerzhaft von ihm weggehend. Herr Major! Das hab ich nicht verdient.

FERDINAND ergreift ihre Hand. Vergeben Sie. Wir reden hier ohne Zeugen. Der Umstand, der Sie und mich – heute und nie mehr – zusammenführt, berechtigt mich, zwingt mich, Ihnen mein geheimstes Gefühl nicht zurückzuhalten. – – Es will mir nicht zu Kopfe, Mylady, daß eine Dame von so viel Schönheit und Geist – Eigenschaften, die ein Mann schätzen würde – sich an einen Fürsten sollte wegwerfen können, der nur das Geschlecht an ihr zu bewundern gelernt hat, wenn sich diese Dame nicht schämte, vor einem Mann mit ihrem Herzen zu treten.

LADY schaut ihm groß ins Gesicht. Reden Sie ganz aus.

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