Carlos.
Glauben Sie?
Domingo.
Wenn Eure Hoheit sich des letzteren
Turniers zu Saragossa noch entsinnen,
Wo unsern Herrn ein Lanzensplitter streifte –
Die Königin mit ihren Damen saß
Auf des Palastes mittlerer Tribune
Und sah dem Kampfe zu. Auf einmal rief’s:
»Der König blutet!« – Man rennt durch einander,
Ein dumpfes Murmeln dringt bis zu dem Ohr
Der Königin. »Der Prinz?« ruft sie und will –
Und will sich von dem obersten Geländer
Herunter werfen. – »Nein, der König selbst!«
Gibt man zur Antwort – »So laßt Aerzte holen!«
Erwiedert sie, indem sie Athem schöpfte.
(Nach einigem Stillschweigen.)
Sie stehen in Gedanken?
Carlos.
Ich bewundre
Des Königs lust’gen Beichtiger, der so
Bewandert ist in witzigen Geschichten.
(Ernsthaft und finster.)
Doch hab‘ ich immer sagen hören, daß
Geberdenspäher und Geschichtenträger
Des Uebels mehr auf dieser Welt gethan,
Als Gift und Dolch in Mörders Hand nicht konnten.
Die Mühe, Herr, war zu ersparen. Wenn
Sie Dank erwarten, gehen Sie zum König.
Domingo.
Sie thun sehr wohl, mein Prinz, sich vorzusehn
Mit Menschen – nur mit Unterscheidung. Stoßen
Sie mit dem Heuchler nicht den Freund zurück.
Ich mein‘ es gut mit Ihnen.
Carlos.
Lassen Sie
Das meinen Vater ja nicht merken. Sonst
Sind Sie um Ihren Purpur.
Domingo (stutzt).
Wie?
Carlos.
Nun ja.
Versprach er Ihnen nicht den ersten Purpur,
Den Spanien vergeben würde?
Domingo.
Prinz,
Sie spotten meiner.
Carlos.
Das verhüte Gott,
Daß ich des fürchterlichen Mannes spotte,
Der meinen Vater selig sprechen und
Verdammen kann!
Domingo.
Ich will mich nicht
Vermessen, Prinz, in das ehrwürdige
Geheimniß Ihres Kummers einzudringen.
Nur bitt‘ ich Eure Hoheit, eingedenk
Zu sein, daß dem beängstigten Gewissen
Die Kirche eine Zuflucht aufgethan,
Wozu Monarchen keinen Schlüssel haben,
Wo selber Missethaten unterm Siegel
Des Sacramentes aufgehoben liegen –
Sie wissen, was ich meine, Prinz. Ich habe
Genug gesagt.
Carlos.
Nein, das soll ferne von mir sein,
Daß ich den Siegelführer so versuchte!
Domingo.
Prinz, dieses Mißtraun – Sie verkennen Ihren
Getreusten Diener.
Carlos (faßt ihn bei der Hand).
Also geben Sie
Mich lieber auf. Sie sind ein heil’ger Mann,
Das weiß die Welt – doch, frei heraus – für mich
Sind Sie bereits zu überhäuft. Ihr Weg,
Hochwürd’ger Vater, ist der weiteste,
Bis Sie auf Peters Stuhle niedersitzen.
Viel Wissen möchte Sie beschweren. Melden
Sie das dem König, der Sie hergesandt.