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Don Carlos – 2. Akt, 11. Auftritt

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Prinzessin.
Ja, hochwürd’ger Herr,
Das sollen Sie auch nicht. Um alle Güter
Der Welt möcht‘ ich nicht haben, daß Sie’s faßten.
Genug für Sie, daß es so ist. Ersparen
Sie sich die Mühe, zu ergrübeln, wessen
Beredsamkeit Sie diese Wendung danken.
Zu Ihrem Trost setz‘ ich hinzu: Sie haben
Nicht Theil an dieser Sünde. Auch wahrhaftig
Die Kirche nicht; obschon Sie mir bewiesen,
Daß Fälle möglich wären, wo die Kirche
Sogar die Körper ihrer jungen Töchter
Für höhre Zwecke zu gebrauchen wüßte.
Auch diese nicht. – Dergleichen fromme Gründe,
Ehrwürd’ger Herr, sind mir zu hoch –

Domingo.
Sehr gerne,
Prinzessin, nehm‘ ich sie zurück, sobald
Sie überflüssig waren.

Prinzessin.
Bitten Sie
Von meinetwegen den Monarchen, ja
In dieser Haltung mich nicht zu verkennen.
Was ich gewesen, bin ich noch. Die Lage
Der Dinge nur hat seitdem sich verwandelt.
Als ich sein Anerbieten mit Entrüstung
Zurücke stieß, da glaubt‘ ich im Besitze
Der schönsten Königin ihn glücklich – glaubte
Die treue Gattin meines Opfers werth.
Das glaubt‘ ich damals – damals. Freilich jetzt,
Jetzt weiß ich’s besser.

Domingo.
Fürstin, weiter, weiter.
Ich hör‘ es, wir verstehen uns.

Prinzessin.
Genug,
Sie ist erhascht. Ich schone sie nicht länger.
Die schlaue Diebin ist erhascht. Den König,
Ganz Spanien und mich hat sie betrogen.
Sie liebt. Ich weiß es, daß sie liebt. Ich bringe
Beweise, die sie zittern machen sollen.
Der König ist betrogen – doch, bei Gott,
Er sei es ungerochen nicht! Die Larve
Erhabner, übermenschlicher Entsagung
Reiß‘ ich ihr ab, daß alle Welt die Stirne
Der Sünderin erkennen soll. Es kostet
Mir einen ungeheuren Preis, doch – das
Entzückt mich, das ist mein Triumph – doch ihr
Noch einen größern.

Domingo.
Nun ist Alles reif.
Erlauben Sie, daß ich den Herzog rufe. (Er geht hinaus.)

Prinzessin (erstaunt).
Was wird das?

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