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Don Carlos – 3. Akt, 2. Auftritt

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König.
Nichts. Nichts. Verlaß mich. Geht.
(Der Graf will sich entfernen, er ruft ihn noch einmal zurück.)
Ihr seid vermählt?
Seid Vater? Ja?

Lerma.
Ja, Ihre Majestät.

König.
Vermählt und könnt es wagen, eine Nacht
Bei Eurem Herrn zu wachen? Euer Haar
Ist silbergrau, und Ihr erröthet nicht,
An Eures Weibes Redlichkeit zu glauben?
O, geht nach Hause. Eben trefft Ihr sie
In Eures Sohns blutschändrischer Umarmung.
Glaubt Eurem König, geht – Ihr steht bestürzt?
Ihr seht mich mit Bedeutung an? – weil ich,
Ich selber etwa graue Haare trage?
Unglücklicher, besinnt Euch. Königinnen
Beflecken ihre Tugen nicht. Ihr seid
Des Todes, wenn Ihr zweifelt –

Lerma (mit Hitze).
Wer kann das?
In allen Staaten meines Königs wer
Ist frech genug, mit giftigem Verdacht
Die engelreine Tugend anzuhauchen?
Die beste Königin so tief –

König.
Die beste?
Und Eure beste also auch? Sie hat
Sehr warme Freunde um mich her, find‘ ich.
Das muß ihr viel gekostet haben – mehr,
Als mir bekannt ist, daß sie geben kann.
Ihr seid entlassen. Laßt den Herzog kommen.

Lerma.
Schon hör‘ ich ihn im Vorsaal –
(Im Begriff zu gehen.)

König (mit gemildertem Tone).
Graf! Was Ihr
Vorhin bemerkt, ist doch wohl wahr gewesen.
Mein Kopf glüht von durchwachter Nacht. – Vergeßt,
Was ich im wachen Traum gesprochen. Hört Ihr?
Vergeßt es. Ich bin Euer gnäd’ger König.

(Er reicht ihm die Hand zum Kusse. Lerma geht und öffnet dem Herzog von Alba die Thüre.)

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