Der König und der Großinquisitor.
(Ein langes Stillschweigen.)
Großinquisitor.
Steh‘
Ich vor dem König?
König.
Ja.
Großinquisitor.
Ich war mir’s nicht mehr
Vermuthend.
König.
Ich erneure einen Auftritt
Vergangner Jahre. Philipp, der Infant,
Holt Rath bei seinem Lehrer.
Großinquisitor.
Rath bedurfte
Mein Zögling Carl, Ihr großer Vater, niemals.
König.
Um so viel glücklicher war er. Ich habe
Gemordet, Cardinal, und keine Ruhe –
Großinquisitor.
Weßwegen haben Sie gemordet?
König.
Ein
Betrug, der ohne Beispiel ist –
Großinquisitor.
Ich weiß ihn.
König.
Was wisset Ihr? Durch wen? Seit wann?
Großinquisitor.
Seit Jahren,
Was Sie seit Sonnenuntergang.
König (mit Befremdung).
Ihr habt
Von diesem Menschen schon gewußt?
Großinquisitor.
Sein Leben
Liegt angefangen und beschlossen in
Der Santa Casa heiligen Registern.
König.
Und er ging frei herum?
Großinquisitor.
Das Seil, an dem
Er flatterte, war lang, doch unzerreißbar.
König.
Er war schon außer meines Reiches Grenzen.
Großinquisitor.
Wo er sein mochte, war ich auch.
König (geht unwillig auf und nieder).
Man wußte,
In wessen Hand ich war – Warum versäumte man,
Mich zu erinnern?
Großinquisitor.
Diese Frage geb‘ ich
Zurücke – Warum fragten Sie nicht an,
Da Sie in dieses Menschen Arm sich warfen?
Sie kannten ihn! Ein Blick entlarvte Ihnen
Den Ketzer. – Was vermochte Sie, dies Opfer
Dem heil’gen Amt zu unterschlagen? Spielt
Man so mit uns? Wenn sich die Majestät
Zur Hehlerin erniedrigt – hinter unserm Rücken
Mit unsern schlimmsten Feinden sich versteht,
Was wird mit uns? Darf Einer Gnade finden,
Mit welchem Rechte wurden Hunderttausend
Geopfert?
König.
Er ist auch geopfert.