Inhalt der Szenen von »Wallensteins Lager«
Szene 1
Wir finden die Truppen in den böhmischen Winterquartieren, die sie zuerst nach der Schlacht bei Lützen bis zum Frühjahr 1633 und jetzt zum zweiten Male (vom November 1633 bis zum Februar 1634) bezogen haben. Das Land wurde schon vorher von den Sachsen unter Arnim heimgesucht (nach der Schlacht bei Leipzig 1631). Wie es dem armen Land ergangen war, was die Einwohner vom Stolz, dem Übermut und der Grobheit der Soldaten zu leiden haben, erfahren wir von einem Bauern.
Szene 2
Von den Soldaten dagegen hören wir, dass die Herzogin, Wallensteins Gemahlin, mit ihrer Tochter in Pilsen eintreffen soll. Diese Veranlassung macht den Sonntag, an dem die Handlung vorgeht, zu einem doppelt festlichen Tag. Von der doppelten Löhnung wird wohl nicht viel übrig bleiben. Die Soldaten merken, dass etwas besonderes vorgeht. Aus ihren spitzen Reden gegen die Regierung in Wien und aus dem Misstrauen, mit dem sie den Kriegsrat Questenberg betrachten, können wir auf ihre Anhänglichkeit an Wallenstein schließen.
Szenen 3, 4 + 5
Im Lager lassen es sich die Soldaten daher wohl ergehen, beschäftigen sich mitunter mit Stehlen, Tauschen, Handeln und Betrügen. Die Nachricht, dass dem Kurfürsten von Bayern Regensburg genommen worden sei, gehen den Soldaten ebenso wenig nahe wie ihr Feldherr selbst.
Inzwischen sind die neuen Truppen und mit ihnen die Marketenderin angekommen. Sie gibt uns einen kurzen Überblick über den bisherigen Verlauf des Krieges und seine weite Ausdehnung.
Szenen 6 + 7
Währenddessen erfahren wir von den Holkischen Jägern, in welcher wilden Weise der Krieg geführt worden ist und wie die Truppen über die Gewalt ihres Feldherrn denken, dem sie mit abergläubischer Verehrung ergeben sind. Dass die Macht des Friedländers immer noch im Wachsen begriffen ist, veranschaulicht uns Schiller durch die Einführung des Rekruten, den der kleinliche Bürger vergeblich von dem allgemeinen Kriegsschwindel zurückzuhalten sucht, während der erfahrene Wachtmeister ihm mit stolzem Selbstbewusstsein seine Soldatenphilosophie vorträgt.
Szenen 8 + 9
Aber nicht alle denken wie Wallenstein und sein Heer. Der Kapuziner, der es meisterhaft versteht, seine beschränkten und abergläubischen Vorstellungen mit einer Flut von biblischen Entlehnungen aufzuputzen, erscheint und hält den Soldaten eine Strafpredigt. Er schildert die Not der Zeit und erinnert an die Strafgerichte Gottes, die in Folge des greulichen Sündenlebens hereinbrechen werden. Aber er mischt sich auch in die Politik und vertritt die Partei seines Kaisers. Er verlangt, dass das Heer Böhmen verlasse, dem Kurfürsten von Bayern zu Hilfe eile und sich gegen die ketzerischen Schweden wende. Und wenn die meisten Lagergenossen hierauf auch wenig hören und ruhig weiter zechen, die geschichtlich richtige Tatsache hat einzelne Soldaten doch stutzig gemacht. Mit der sinnigen Entschuldigung des Wachtmeisters, dass sein Feldherr gar zu tiefe Sachen denke, bildet der bei seinen falschen Würfeln ertappte Bauer zunächst nur einen seltsamen Kontrast.
Szenen 10 + 11
Nachdem der Bauer aber dem zu erwartenden Tod durch Hängen glücklich entronnen ist, und zwar durch den Spruch eines Pappenheimers, dessen Regiment seine eigenen Justiz ausüben darf, bricht die Unzufriedenheit unter den Truppen hervor. Die Zumutung, acht der besten Regimenter vom Heer zu trennen, um den spanischen Infanten aus Mailand in die Niederlande zu begleiten, beleidigt ihr Selbstgefühl. Der Wachtmeister spricht das aus, was in allen Herzen lebt, öffnet den Gedankenlosen die Augen und prophezeit dem Heer, was es von Wien her zu erwarten hat. Jetzt regt sich eine Neigung zum Widerstand. Die Soldaten kennen die Bedingungen, unter denen Wallenstein das Kommando übernommen hat. Sie fühlen sich daher berechtigt, nicht dem Kaiser, sondern nur ihrem Feldherrn zu gehorchen. Sie wollen nicht, dass seine Regimenter voneinander getrennt werden. Aber es soll keine Meuterei stattfinden. Sie fassen den Beschluss, ihren Willen ordnungsgemäß kund zu geben. Der junge Piccolomini, der Wallensteins volles Vertrauen genießt und zugleich bei Hof in Ansehen steht, soll ihr Sprecher sein. Mit dem Reiterlied bekommt Wallensteins Lager einen beruhigenden Abschluss.