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Wallenstein – Historischer Hintergrund von Schillers Drama

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Wie Schiller die Bearbeitung der Geschichte des dreißigjährigen Krieges der Abfassung seines Dramas hat vorausgehen lassen, so ist auch für ein klares Verständnis dieses Kunstwerks die Bekanntschaft mit der historischen Grundlage des Dramas unentbehrlich. Wir lassen daher eine kurze Skizze von Wallensteins Leben nachstehend folgen.

Herkunft Wallensteins

Wallenstein stammt aus einer alten böhmischen Familie, die ihren Namen von dem Bergschloss Waldstein in der Herrschaft Großskall im böhmischen Kreise Bunzlau entlehnte. Aus diesem Namen entstand bei den Böhmen Walsteina, bei den Deutschen Wallenstein. Albrecht Wenzel Eusebius Wallenstein, der dritte Sohn Wilhelms von Waldstein und seiner Gemahlin Margarethe von Smirricky, wurde am 15. September 1583 in Hermanice an der oberen Elbe geboren. Da er seine Eltern, die Protestanten und wenig bemittelt waren, frühzeitig verlor, ließ ihn Johann von Ricam, ein katholischer Onkel, von Jesuiten in Olmütz erziehen. Hier nahm ihn sein Lehrer Puchta mit 16. Jahren in den Schoß der Kirche auf. Später studierte er in Padua und Bologna.

Mythische Erzählungen über Wallenstein (Fenstersturz / Altdorf)

Was seinen Aufenthalt bei dem Markgrafen von Burgau sowie sein Studentenleben in Altdorf betrifft, so haben sich die auf diese Orte bezüglichen Erzählungen als mythisch ausgeschmückte Berichte erwiesen. Sein Sturz aus dem Fenster des Schlosses Amras bei Innsbruck ist eine reine Sage. Und das Stückchen, das er als Student in Altdorf gespielt haben soll, ist von einem anderen Waldstein auf ihn übertragen worden. Dagegen ist es sicher, dass er sich durch Reisen in Frankreich, den Niederlanden, England und Deutschland weiter auszubilden suchte. Als Lieblingsbeschäftigung betrieb er die damals in hohem Ansehen stehende Astrologie.

Wallenstein wird Soldat

Unter Kaiser Rudolf II. wurde er Soldat, kämpfte 1606 mit Auszeichnung gegen die Türken und wurde zum Hauptmann der Infanterie ernannt. Bald darauf vermählte er sich mit Lucretia Nickeß von Landeck, einer Witwe, die deutlich älter als er war war, aber ein bedeutendes Vermögen besaß. Da sie aber schon 1614 starb und ihm so noch weitere vierzehn Güter eines ihrer Onkel in Böhmen durch Erbschaft zufielen, erlangte er hierdurch die Mittel, sich Kaiser Ferdinands II. Gunst zu erwerben.

Der Kaiser hatte 1617, zwei Jahre vor seiner Thronbesteigung, als Erzherzog von Steiermark einen Feldzug gegen die Venezianer geführt. Hierbei leistete ihm Wallenstein nicht nur durch seinen Reichtum, sondern auch als Oberst bedeutende Dienste. Außerdem ergriff er für den Kaiser Partei, als die Böhmen sich unter dem Grafen Thurn zu einem Aufstand erhoben, brachte die Kassen von Olmütz nach Wien und schlug 1620 den siebenbürgischen Fürsten Bethlen Gabor in Schlesien.

Aufstieg Wallensteins

Ehrgeizig, wie er war, gelang es ihm 1622 den Grafentitel zu erwerben. Hierauf erweiterte er die Herrschaft Friedland durch Ankauf von 60 konfiszierte Herrschaften und Güter um etwa 60 Quadratmeilen. Deshalb wurde er 1623 zum Fürsten von Friedland und somit zur Würde eines Reichsfürsten erhoben. Hierauf vermählte er sich zum zweiten Mal und zwar mit Isabella Katharina, der liebenswürdigen und bescheidenen Tochter eines Grafen von Harrach, der beim Kaiser in hohem Ansehen stand. Für die bedeutenden Dienste, die er dem Kaiser in Böhmen und Mähren leistete, wurde ihm 1627 der Herzogstitel zu Teil. Bald machte er auch von seinem Recht Gebrauch, Münzen mit seinem Bild prägen zu lassen.

Ausbruch des 30-jähigen Krieges

Inzwischen hatte der 1618 ausgebrochene Krieg sich weiter ausgedehnt, indem sich Christian IV. von Dänemark in denselben mischte. Der evangelischen Union stand zwar die von dem Kurfürsten Maximilian von Bayern gebildete katholische Liga gegenüber, aber es war dem Kaiser unlieb, von dieser Unterstützung abhängig zu sein. Er nahm daher Wallensteins Angebot an, ihm ein Heer von 40000 Mann zu stellen, und ernannte Wallenstein zum Generalissimus und Feldmarschall. Bald hatte der Kaiser die Freude zu sehen, wie Mansfeld aus Deutschland vertrieben, die Dänen verjagt und die Streitkräfte der Protestanten vernichtet wurden. Die von Wallenstein geleisteten Vorschüsse waren dem Kaiser natürlich sehr willkommen, und auch wenn das neu gebildete Heer auch bald auf 100000 Mann anwuchs, war es doch gut organisiert und kostete dem Kaiser kein Geld, da es auf Kosten der Länder lebte, die es eben besetzt hielt.

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