HomeText: Kabale und Liebe2. AktKabale und Liebe – 2. Akt, 6. Szene

Kabale und Liebe – 2. Akt, 6. Szene

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Der Präsident mit einem Gefolge von Bedienten. Vorige.

PRÄSIDENT im Hereintreten. Da ist er schon.

Alle erschrocken.

FERDINAND weicht einige Schritte zurücke. Im Hause der Unschuld.

PRÄSIDENT. Wo der Sohn Gehorsam gegen den Vater lernt?

FERDINAND. Lassen Sie uns das – –

PRÄSIDENT unterbricht ihn, zu Millern. Er ist der Vater?

MILLER. Stadtmusikant Miller.

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PRÄSIDENT zur Frau. Sie die Mutter?

FRAU. Ach ja! die Mutter.

FERDINAND zu Millern. Vater, bring Er die Tochter weg – Sie droht eine Ohnmacht.

PRÄSIDENT. Überflüssige Sorgfalt. Ich will sie anstreichen. Zu Luisen. Wie lang kennt Sie den Sohn des Präsidenten?

LUISE. Diesem habe ich nie nachgefragt. Ferdinand von Walter besucht mich seit dem November.

FERDINAND. Betet sie an.

PRÄSIDENT. Erhielt Sie Versicherungen?

FERDINAND. Vor wenigen Augenblicken die feierlichste im Angesicht Gottes.

PRÄSIDENT zornig zu seinem Sohn. Zur Beichte deiner Torheit wird man dir schon das Zeichen geben. Zu Luisen. Ich warte auf Antwort.

LUISE. Er schwur mir Liebe.

FERDINAND. Und wird sie halten.

PRÄSIDENT. Muß ich befehlen, daß du schweigst? – Nahm Sie den Schwur an?

LUISE zärtlich. Ich erwiderte ihn.

FERDINAND mit fester Stimme. Der Bund ist geschlossen.

PRÄSIDENT. Ich werde das Echo hinauswerfen lassen. Boshaft zu Luisen. Aber er bezahlte Sie doch jederzeit bar?

LUISE aufmerksam. Diese Frage verstehe ich nicht ganz.

PRÄSIDENT mit beißendem Lachen. Nicht? Nun! ich meine nur – Jedes Handwerk hat, wie man sagt, seinen goldenen Boden – auch Sie, hoff ich, wird Ihre Gunst nicht verschenkt haben – oder wars Ihr vielleicht mit dem bloßen Verschluß gedient? Wie?

FERDINAND fährt wie rasend auf. Hölle! was war das?

LUISE zum Major mit Würde und Unwillen. Herr von Walter, jetzt sind Sie frei.

FERDINAND. Vater! Ehrfurcht. befiehlt die Tugend auch im Bettlerkleid.

PRÄSIDENT lacht lauter. Eine lustige Zumutung! Der Vater soll die Hure des Sohns respektieren.

LUISE stürzt nieder. O Himmel und Erde!

FERDINAND mit Luisen zu gleicher Zeit, indem er den Degen nach dem Präsidenten zückt, den er aber schnell wieder sinken läßt. Vater! Sie hatten einmal ein Leben an mich zu fodern – Es ist bezahlt. Den Degen einsteckend. Der Schuldbrief der kindlichen Pflicht liegt zerrissen da –

MILLER der bis jetzt furchtsam auf der Seite gestanden, tritt hervor in Bewegung, wechselsweis für Wut mit den Zähnen knirschend und für Angst damit klappernd. Euer Exzellenz – Das Kind ist des Vaters Arbeit – Halten zu Gnaden – Wer das Kind eine Mähre schilt, schlägt den Vater ans Ohr, und Ohrfeig um Ohrfeig – Das ist so Tax bei uns – Halten zu Gnaden.

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