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Kabale und Liebe – 3. Akt, 6. Szene

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LUISE. Ich habe alles.

WURM. »An den bewußten Ort zu Ihrer zärtlichen … Luise.«

LUISE. Nun fehlt die Adresse noch.

WURM. »An Herrn Hofmarschall von Kalb.«

LUISE. Ewige Vorsicht! ein Name, so fremd meinen Ohren, als meinem Herzen diese schändlichen Zeilen. Sie steht auf und betrachtet eine große Pause lang mit starrem Blick das Geschriebene, endlich reicht sie es dem Sekretär, mit erschöpfter, hinsterbender Stimme. Nehmen Sie, mein Herr. Es ist mein ehrlicher Name – es ist Ferdinand – ist die ganze Wonne meines Lebens, was ich jetzt in Ihre Hände gebe – Ich bin eine Bettlerin!

WURM. O nein doch! Verzagen Sie nicht, liebe Mademoiselle. Ich habe herzliches Mitleid mit Ihnen. Vielleicht – wer weiß? – Ich könnte mich noch wohl über gewisse Dinge hinwegsetzen – Wahrlich! Bei Gott! Ich habe Mitleid mit Ihnen.

LUISE blickt ihn starr und durchdringend an. Reden Sie nicht aus, mein Herr. Sie sind auf dem Wege, sich etwas Entsetzliches zu wünschen.

WURM im Begriff, ihre Hand zu küssen. Gesetzt, es wäre diese niedliche Hand – Wieso, liebe Jungfer?

LUISE groß und schrecklich. Weil ich dich in der Brautnacht erdrosselte, und mich dann mit Wollust aufs Rad flechten ließe. Sie will gehen, kommt aber schnell zurück. Sind wir jetzt fertig, mein Herr? Darf die Taube nun fliegen?

WURM. Nur noch die Kleinigkeit, Jungfer. Sie müssen mit mir, und das Sakrament darauf nehmen, diesen Brief für einen freiwilligen zu erkennen.

LUISE. Gott! Gott! und du selbst mußt das Siegel geben, die Werke der Hölle zu verwahren? Wurm zieht sie fort.

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