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Wallensteins Lager – 11. Auftritt

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Marketenderin.
Weist her!
Ei, das ist ja ein Wallensteiner!

Wachtmeister.
Na! da habt ihr’s, was wollt ihr mehr?
Ist er nicht Fürst so gut als einer?
Schlägt er nicht Geld, wie der Ferdinand?
Hat er nicht eigenes Volk und Land?
Eine Durchlauchtigkeit läßt er sich nennen!
Drum muß er Soldaten halten können.

Erster Arkebusier.
Das disputiert ihm niemand nicht.
Wir aber stehn in des Kaisers Pflicht,
Und wer uns bezahlt, das ist der Kaiser.

Trompeter.
Das leugn‘ ich Ihm, sieht Er, ins Angesicht.
Wer uns nicht zahlt, das ist der Kaiser!
Hat man uns nicht seit vierzig Wochen
Die Löhnung immer umsonst versprochen?

Erster Arkebusier.
Ei was! das steht ja in guten Händen.

Erster Kürassier.
Fried‘, ihr Herrn! Wollt ihr mit Schlägen enden?
Ist denn darüber Zank und Zwist,
Ob der Kaiser unser Gebieter ist?
Eben drum, weil wir gern in Ehren
Seine tüchtigen Reiter wären,
Wollen wir nicht seine Herde sein,
Wollen uns nicht von den Pfaffen und Schranzen
Herum lassen führen und verpflanzen.
Sagt selber! Kommt’s nicht dem Herrn zugut,
Wenn sein Kriegsvolk was auf sich halten tut?
Wer anders macht ihn als seine Soldaten
Zu dem großmächtigen Potentaten?
Verschafft und bewahrt ihm weit und breit
Das große Wort in der Christenheit?
Mögen sich die sein Joch aufladen,
Die mitessen von seinen Gnaden,
Die mit ihm tafeln im goldnen Zimmer.
Wir, wir haben von seinem Glanz und Schimmer
Nichts als die Müh‘ und als die Schmerzen
Und wofür wir uns halten in unserm Herzen.

Zweiter Jäger.
Alle großen Tyrannen und Kaiser
Hielten’s so und waren viel weiser.
Alles andre täten sie hudeln und schänden,
Den Soldaten trugen sie auf den Händen.

Erster Kürassier.
Der Soldat muß sich können fühlen.
Wer’s nicht edel und nobel treibt,
Lieber weit von dem Handwerk bleibt.
Soll ich frisch um mein Leben spielen,
Muß mir noch etwas gelten mehr.
Oder ich lasse mich eben schlachten
Wie der Kroat – und muß mich verachten.

Beide Jäger.
Ja, übers Leben noch geht die Ehr‘!

Erster Kürassier.
Das Schwert ist kein Spaten, kein Pflug,
Wer damit ackern wollte, wäre nicht klug.
Es grünt uns kein Halm, es wächst keine Saat,
Ohne Heimat muß der Soldat
Auf dem Erdboden flüchtig schwärmen,
Darf sich an eignem Herd nicht wärmen,
Er muß vorbei an der Städte Glanz,
An des Dörfleins lustigen, grünen Auen,
Die Traubenlese, den Erntekranz
Muß er wandernd von ferne schauen.
Sagt mir, was hat er an Gut und Wert,
Wenn der Soldat sich nicht selber ehrt?
Etwas muß er sein eigen nennen,
Oder der Mensch wird morden und brennen.

Erster Arkebusier.
Das weiß Gott, ’s ist ein elend Leben!

Erster Kürassier.
Möcht’s doch nicht für ein andres geben.
Seht, ich bin weit in der Welt rumkommen,
Hab alles in Erfahrung genommen.
Hab der hispanischen Monarchie
Gedient und der Republik Venedig
Und dem Königreich Napoli,
Aber das Glück war mir nirgends gnädig.
Hab den Kaufmann gesehn und den Ritter
Und den Handwerksmann und den Jesuiter,
Und kein Rock hat mir unter allen
Wie mein eisernes Wams gefallen.

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