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Wallensteins Lager – 11. Auftritt

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Erster Arkebusier.
Ne! das kann ich eben nicht sagen.

Erster Kürassier.
Will einer in der Welt was erjagen,
Mag er sich rühren und mag sich plagen;
Will er zu hohen Ehren und Würden,
Bück‘ er sich unter die goldnen Bürden.
Will er genießen den Vatersegen,
Kinder und Enkelein um sich pflegen,
Treib‘ er ein ehrlich Gewerb‘ in Ruh‘.
Ich – ich hab kein Gemüt dazu.
Frei will ich leben und also sterben,
Niemand berauben und niemand beerben
Und auf das Gehudel unter mir
Leicht wegschauen von meinem Tier.

Erster Jäger.
Bravo! Just so ergeht es mir.

Erster Arkebusier.
Lustiger freilich mag sich’s haben,
Über anderer Köpf‘ wegtraben.

Erster Kürassier.
Kamerad, die Zeiten sind schwer,
Das Schwert ist nicht bei der Waage mehr;
Aber so mag mir’s keiner verdenken,
Daß ich mich lieber zum Schwert will lenken.
Kann ich im Krieg mich doch menschlich fassen,
Aber nicht auf mir trommeln lassen.

Erster Arkebusier.
Wer ist dran schuld als wir Soldaten,
Daß der Nährstand in Schimpf geraten?
Der leidige Krieg und die Not und Plag‘
In die sechzehn Jahr‘ schon währen mag.

Erster Kürassier.
Bruder, den lieben Gott da droben,
Es können ihn alle zugleich nicht loben.
Einer will die Sonn‘, die den andern beschwert;
Dieser will’s trocken, was jener feucht begehrt.
Wo du nur die Not siehst und die Plag‘,
Da scheint mir des Lebens heller Tag.
Geht’s auf Kosten des Bürgers und Bauern,
Nun wahrhaftig, sie werden mich dauern;
Aber ich kann’s nicht ändern – seht,
’s ist hier just, wie’s beim Einhaun geht:
Die Pferde schnauben und setzen an,
Liege wer will mitten in der Bahn,
Sei’s mein Bruder, mein leiblicher Sohn,
Zerriß mir die Seele sein Jammerton,
Über seinen Leib weg muß ich jagen,
Kann ihn nicht sachte beiseite tragen.

Erster Jäger.
Ei, wer wird nach dem andern fragen!

Erster Kürassier.
Und weil sich’s nun einmal so gemacht,
Daß das Glück dem Soldaten lacht,
Laßt’s uns mit beiden Händen fassen,
Lang werden sie’s uns nicht so treiben lassen.
Der Friede wird kommen über Nacht,
Der dem Wesen ein Ende macht;
Der Soldat zäumt ab, der Bauer spannt ein,
Eh‘ man’s denkt, wird’s wieder das alte sein.
Jetzt sind wir noch beisammen im Land,
Wir haben ’s Heft noch in der Hand;
Lassen wir uns auseinandersprengen,
Werden sie uns den Brotkorb höher hängen.

Erster Jäger.
Nein, das darf nimmermehr geschehn!
Kommt, laßt uns alle für einen stehn.

Zweiter Jäger.
Ja, laßt uns Abrede nehmen, hört!

Erster Arkebusier (ein ledernes Beutelchen ziehend, zur Marketenderin).
Gevatterin, was hab ich verzehrt?

Marketenderin.
Ach! es ist nicht der Rede wert!

(Sie rechnen.)

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