Tell:
Wer ist der Mann, der hier um Hülfe fleht?
Kuoni:
’s ist ein Alzeller Mann, er hat sein Ehr
Verteidigt, und den Wolfenschiess erschlagen,
Des Königs Burgvogt, der auf Rossberg sass –
Des Landvogts Reiter sind ihm auf den Fersen.
Er fleht den Schiffer um die Ueberfahrt,
Der fürcht’t sich vor dem Sturm und will nicht fahren.
Ruodi:
Da ist der Tell, er führt das Ruder auch,
Der soll mir’s zeugen, ob die Fahrt zu wagen.
Tell:
Wo’s not tut, Fährmann, lässt sich alles wagen.
Heftige Donnerschläge, der See rauscht auf.
Ruodi:
Ich soll mich in den Höllenrachen stürzen?
Das täte keiner, der bei Sinnen ist.
Tell:
Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt,
Vertrau‘ auf Gott und rette den Bedrängten.
Ruodi:
Vom sicheren Port lässt sich’s gemächlich raten,
Da ist der Kahn und dort der See! Versucht’s!
Tell:
Der See kann sich, der Landvogt nicht erbarmen,
Versuch es Fährmann!
Hirten und Jäger:
Rett ihn! Rett ihn! Rett ihn!
Ruodi:
Und wär’s mein Bruder und mein leiblich Kind,
Es kann nicht sein, s’ist heut Simons und Judä,
Da rast der See und will sein Opfer haben.
Tell:
Mit eitler Rede wird hier nichts geschafft,
Die Stunde dringt, dem Mann muss Hülfe werden.
Sprich, Fährmann, willst du fahren?
Ruodi:
Nein, nicht ich!
Tell:
In Gottes Namen denn! Gib her den Kahn,
Ich will’s mit meiner schwachen Kraft versuchen.
Kuoni:
Ha, wackrer Tell!
Werni:
Das gleicht dem Waidgesellen!
Baumgarten:
Mein Retter seid Ihr und mein Engel, Tell!
Tell:
Wohl aus des Vogts Gewalt errett ich Euch,
Aus Sturmesnöten muss ein andrer helfen.
Doch besser ist’s, Ihr fallt in Gottes Hand,
Als in der Menschen! Zu dem Hirten: Landsmann, tröstet Ihr
Mein Weib, wenn mir was Menschliches begegnet,
Ich hab getan, was ich nicht lassen konnte.
Er springt in den Kahn.