HomeInhaltsangabeErläuterung: Wilhelm Tell

Wilhelm Tell – Erläuterung der Handlung nach Akten und Szenen

Bewertung:
(Stimmen: 152 Durchschnitt: 3.9)

1. Aufzug / 1. Akt

In der ersten Szene werden wir an die Südseite des Vierwaldstättersees und zwar in den Kanton Uri versetzt. Durch die Gespräche eines Fischerknaben, eines Hirten und eines Jägers macht uns Schiller mit der eigentümlichen Natur des Landes, mit den Vor-, Mittel- und den Hochalpen bekannt. Aus der Unterhaltung der auftretenden Personen erfahren wir, dass ein Unwetter im Anflug ist. Die Landschaft tritt bald in den Hintergrund. Unsere Aufmerksamkeit wird auf den Sturm der Gemüter gelenkt, die sich an den tobenden See versammeln. Baumgarten, der den unverschämten Wolfenschießen erschlagen hat, wird verfolgt und will gerettet werden. Aber kein Fährmann wagt es, dem wilden See zu trotzen.

Friedrich Schiller "Wilhelm Tell" 1. Akt 1. Szene: Wilhelm Tell setzt den flüchtigen Baumgarten über den rauen See.

Friedrich Schiller „Wilhelm Tell“ 1. Akt 1. Szene: Wilhelm Tell setzt den flüchtigen Baumgarten über den rauen See.

Da erscheint der Tell als Helfer in der Not. Tells erster Satz im Stück entrollt das Programm für alle folgenden ‚Rettungsakte‘: „Wer ist der Mann, der hier um Hilfe fleht?“ Damit zeigt sich Tell als mutiger und tatkräftiger Charakter. Ohne Überlegung fühlt sich Tell zum Retter berufen. Er vertraut in die Natur und in Gott und begibt sich mit Baumgarten auf die gefährlichen Wogen des Sees. Gleich darauf kommen des Landvogts Reiter, durch deren empörendes Benehmen uns die Drangsal des Volkes nahe gebracht wird. Als der Fährmann Ruodi die Frage ausstößt: „Wann wird der Retter kommen diesem Lande?“ steht dieser Retter bereits auf der Bühne und vollbringt seine erste Tat. Der Fischer erkennt darin ein Wunder: „Tell, Tell, ein sichtbar Wunder hat der Herr / An Euch getan…“

Die zweite Szene führt uns an das nördliche Ufer des Sees, nach Schwyz. Auch die Schwyz wird durch willkürliche Gewalt heimgesucht. Hier treten wir nun in den einfachen, aber würdigen Familienkreis des Werner Stauffachers: Stauffacher klagt seiner Gattin über Gessler, während sie ihn auf die Stimmung der übrigen Kantone hinweist und ihn zum Handeln ermutigt. Indem wir das Gefühl der Hoffnung beider Gatten teilen, werden wir zugleich über Tells und Baumgartens Schicksal beruhigt. Beide haben sich glücklich aus dem Sturm gerettet und Baumgarten findet bei Stauffacher eine sichere Bleibe.

Friedrich Schiller "Wilhelm Tell" 1. Akt 3. Szene: In Altdorf in Uri wird der Hut Gesslers auf einer Stange aufgestellt, um die vorüberkommenden Schweizer zu demütigen.

Friedrich Schiller „Wilhelm Tell“ 1. Akt 3. Szene: In Altdorf in Uri wird der Hut Gesslers auf einer Stange aufgestellt, um die vorüberziehenden Schweizer zu demütigen.

Mit Beginn der dritten Szene befinden wir uns wiederum in Uri und zwar auf einem freien Platz bei Altorf, wo wir eine Anzahl Werkleute an einer Zwingburg arbeiten sehen. Haben schon vorher des Landvogts Reiter unseren Unwillen wachgerufen, so empört uns jetzt das höhnische Benehmen des Fronvogts, während die gleich darauf erfolgende Aufrichtung der Stange mit dem Hute uns mit gerechtem Bedenken erfüllt. Auch tritt die unwillige Stimmung bei den Landleuten sogleich deutlich hervor.

Einer Verabredung aber sollen wir sogleich in der vierten Szene beiwohnen, die uns in das Haus von Walther Fürst versetzt. Hier finden wir den aus Unterwalden geflüchteten Melchthal verborgen, während Werner Stauffacher aus Schwyz zu Besuch herüber kommt.

Friedrich Schiller "Wilhelm Tell" 1. Akt 4. Szene: Staffacher, Fürst und Melchtal beschließen, gemeinsame Sache zu machen und reichen sich die Hände.

Friedrich Schiller „Wilhelm Tell“ 1. Akt 4. Szene: Staffacher, Fürst und Melchtal beschließen, gemeinsame Sache zu machen und reichen sich die Hände.

Die drei Waldstätten sind also jetzt vertreten. Die Drangsal, welche hüben und drüben zu erdulden ist, bildet den Gegenstand der Unterhaltung, die durch den Bericht über Landenbergs neue Untat alsbald den Charakter eines bestimmten Entschlusses annimmt. Wie die Tyrannen einander die Hände reichen, so legen jetzt die Vertreter der drei Kantone ihre Hände ineinander, um zu Schutz und Trutz zusammen zu stehen.

So haben wir an dem ersten Akt, der uns die Exposition zu liefern hat, eine breite und solide Basis, auf welcher ein stattlicher Bau sich ausführen lässt. Goethe schreibt da hier (13. Januar 1804) nach dem Empfang desselben: „Das ist denn freilich kein erster Act, sondern ein ganzes Stück und zwar ein fürtreffliches, wozu ich von Herzen Glück wünsche und wovon ich bald mehr zu sehen hoffe.“

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