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Wilhelm Tell – Erläuterung der Handlung nach Akten und Szenen

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5. Aufzug / 5. Akt

Die erste Szene führt uns nach Uri zurück, wo das Stück begonnen hatte. Auf einem Platz bei Altorf begegnen wir denselben Gestalten, welche gleich anfangs unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Der Sieg ist bereits errungen, aus Schwyz und Unterwalden verkünden es die Feuerzeichen.

Friedrich Schiller "Wilhelm Tell" 5. Akt 1. Szene: Die Zwingburg des Vogtes wird nieder gerissen.

Friedrich Schiller „Wilhelm Tell“ 5. Akt 1. Szene: Die Zwingburg des Vogtes wird nieder gerissen.

Die Urner, die auf dem Rückweg zuletzt eintrafen, sind auch die letzten, die ihren Zwinghof niederreißen. Die Tyrannen sind ohne blutige Gewalttat verjagt worden. Nunmehr wird auch der Hut gebracht, der als ein Denkmal der wieder errungenen Freiheit aufbewahrt werden soll. Da trifft die Kunde ein, dass der Kaiser ermordet ist, „das große Landesunglück, die schweren Taten wider die Natur“, auf welche Stüfft (IV, 3) hindeutet, sie sind jetzt geschehen, und zwar in nächster Nähe. So drängt der Dichter die geschichtlichen Tatsachen, die um mehrere Monate auseinander lagen, kurz zusammen, stellt aber auch zugleich zwei Taten miteinander in Kontrast, die allerdings verwandte Ziele, aber ganz verschiedene Quellen haben. Die Mörder des Kaisers haben ihr Ziel erreicht, doch ihren Zweck verfehlt, während die Eidgenossen sich der Früchte ihres besonnenen Handelns erfreuen dürfen. Jene führt sie scheu auseinander, diese finden wir einmütig beisammen. Und einmütig weisen sie auch die Zumutung der Königin Elsbeth zurück, ihr die Mörder auszuliefern. Ihre Verpflichtungen gegen sie sind jetzt erloschen. Doch fehlt noch einer bei der allgemeinen Freude, es ist der Tell.

Friedrich Schiller "Wilhelm Tell" 5. Akt 2. Szene: Die Familie Tells, Hedwig und die beiden Söhne, ist überglücklich, als ihr Vater wieder unversehrt nach Hause kommt.

Friedrich Schiller „Wilhelm Tell“ 5. Akt 2. Szene: Die Familie Tells, Hedwig und die beiden Söhne, ist überglücklich, als ihr Vater wieder unversehrt nach Hause kommt.

Die zweite Szene führt uns in Tells Haus nach Bürglen. Er selbst ist noch nicht heimgekehrt, aber Hedwig und ihre Kinder erwarten den Vater und mit ihm den Befreier des Vaterlandes. Da erscheint Parricida im Mönchsgewand. Er glaubt hier einen Ort zu finden, der ihm Schutz gewährt. Aber Hedwigs ahnungsvolles Herz merkt bald, dass sie es keines Weges mit einem frommen Bruder zu tun hat. Ein Mörder, den sie noch nicht kennt, weilt in ihrer Nähe und flößt ihr Angst und Entsetzen ein. Und nun kommt einer den sie kennt: Es ist ihr Ehemann. Auch er hat einen Mord begangen wie sie wähnt, und darum „zittert sie vor Schrecken und vor Freude.“ Aber Tell weiß wohl, was er getan hat. Er hat seine Familie verteidigt und das Land gerettet. Mit diesem Bewusstsein, dem ruhigen Bewusstsein eines Vaterlandsverteidigers, tritt er dem Herzog von Schwaben entgegen und zeigt ihm seine Entrüstung. Seine Tat will er nicht mit „der Ehrfurcht blut’ge Schuld mit der gerechten Notwehr eines Vaters“ verwechselt wissen. Doch als Mensch ehrt er auch in dem Mörder die Menschen und erbarmt sich Parricidas, soweit seine Pflichten gegen das Vaterland es gestatten. Er schickt Parricida nach Rom, wo er sich reumütig dem Papst ergeben soll.

Friedrich Schiller "Wilhelm Tell" 5. Akt 3. Szene: Die Schweizer feiern Wilhelm Tell als Befreier von der Tyrannei.

Friedrich Schiller „Wilhelm Tell“ 5. Akt 3. Szene: Die Schweizer feiern Wilhelm Tell als Befreier von der Tyrannei.

Das Vaterland aber erkennt Tell in der Schlussszene als seinen Retter an. Durch seine kühne Tat ist das beschlossene Werk der Befreiung zum schnellen Ziel geführt worden. Freiheit und Einigkeit, der letzte Wunsch des sterbenden Attinghausen, das sind die Güter, deren sich das Land wie ehedem erfreuen wird. Denn auch die in den Adelsparteien noch vorhandenen streitenden Elemente werden durch Berthas Verbindung mit Rudenz versöhnt. Indem er seine Knechte für frei erklärt, wird er fortan als Bürger des Landes betrachtet werden. Den Adel der Geburt bringt er dem Adel der Gesinnung zum Opfer.

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