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Charakterisierung der Millerin aus Schillers »Kabale und Liebe«

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Früher vermutlich ein hübsches Kind mit runden Wangen, ist nun die Millerin, nachdem der Zauber der Jugend verflogen ist, eine gutmütige Alte geworden. Die Sorgen um ihre Häuslichkeit weiß sie durch nichts anderes als durch die Kaffeetasse und die Schnupftabaksdose zu versüßen. Obwohl gewandt genug mit dem Munde, ist sie doch höchst unbeholfen in der Wahl ihrer Ausdrücke. Dabei hören wir von ihr viele unterwürfige Redensarten und bis zur Lächerlichkeit versetzt sie ihre Rede mit französischen Brocken, die einen wahrhaft komischen Eindruck machen.

Dass die Millerin sich in der ihrer Tochter Luise erwiesenen Ehre geschmeichelt fühlt, wenn Ferdinand dieser den Hof macht, ist nicht verwunderlich. Für sie ist es vor allem die glänzenden Äußerlichkeiten, welche sie bewundert: die Uniform, die Geschenke, die allerliebsten Briefe und die prächtig eingebundenen Bücher. Darum hat sie das Liebesverhältnis begünstigt, ja sie ist gewissermaßen in Ferdinand selbst verliebt. In der Zuversicht einer guten Partie für ihre Tochter, schwatzt die alte ihr Glück überall frei aus. Die einzige Wohltat für Miller besteht darin, dass sie keine Kaiserin, sondern das personifizierte Phlegma ist und neben ihrem Mann eine höchst untergeordnete Rolle spielt. Es ist daher natürlich, dass Luise weniger Vertrauen zu ihr als zu ihrem Vater hat.