Der Hausherr ist der Musikus Miller, eine frisch aus dem Leben gegriffene Gestalt, das echte Porträt eines deutschen Bürgers, wie es sich in bescheidenen Verhältnissen zu allen Zeiten wieder findet. Miller ist ein Mann von echt deutschem Schrot und Korn, dessen sinnlich-anschauliche Kraftausdrücke zugleich den „plumpen, geraden, deutschen Kerl“ verraten, als den er sich selber bezeichnet. Wie innig er mit dem Volk verwachsen ist, davon zeugt der vielfache Gebrauch echt deutscher Sprichwörter, neben denen die aus den Kreisen der Vornehmen herübergenommenen französischen Brocken einen seltsamen Kontrast bilden, zugleich aber auch die unglücklich korrumpierte Sprache des vorigen Jahrhunderts zur Anschauung bringen. Wie aufmerksam Schiller hier beobachtet hat, geht schon daraus hervor, dass die Darstellung dieses Charakters bei den Zuschauern nie ihres Eindrucks verfehlt. Das Volk erkennt in Miller einen Gesinnungsverwandten.
Sein Lieblingsinstrument ist das Violoncello, dem sein tiefes Gemüt die seelenvollsten Töne zu entlocken weiß. So steht seine Kunst in der innigen Harmonie mit der Liebe zu seiner Tochter Luise. Als aufrichtiger und ehrlicher Mann meint er es gut mit ihr. Gleich seinen biederen Vorfahren hält er auf bürgerliche Zucht und Ehre. Darum hasst er die Bücher seines Zeitalters, besonders die sentimentalen Romane und die flachen rationalistischen Andachtsbücher, deren Höhe sich sein einfaches, schlichtes Christentum nicht erschließen kann. Was er achten und lieben soll, das muss ihm zum Herzen reden, darum liebt er seine Kunst, die sich frei über allen unnatürlichen Zwang erhebt.
In diesem Unabhängigkeitsgefühl ist er daher auch eingenommen gegen den Adel, die Beamten und Tintenkleckser, die er in seiner Stellung als Musiklehrer wohl vielfach kennen gelernt hat. Gewiss hat Miller nicht selten Geringschätzung von ihnen erfahren. Daher hat sich eine gewisse Bitterkeit seines Gemütes bemächtigt. Mit diesem Gefühl im Herzen duldet und trägt er, wie der deutsche Bürgersmann es nicht anders gewohnt ist. Gegen die Vornehmen gibt er sich unterwürfig. Nur in seinem eigenen Haus sollen sie ihn verschonen. Vor allem aber sollen sie fern von seiner Tochter bleiben.
Erst als Miller sich zwischen seinen vier Wänden bedroht sieht und sein Herz in der Beschimpfung seiner Tochter tödlich getroffen ist, da steigert sich auch einem Präsidenten von Walter gegenüber die Leidenschaft seines Charakters zum höchsten Zorn. Da ist es ihm eine Genugtuung, unmittelbar vor dem Hereinbrechen des äußersten Unglücks seinem Feind noch eine derbe Wahrheit ins Angesicht schleudern zu können.