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Don Carlos – 4. Akt, 21. Auftritt

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Königin.
Wie, Marquis?
Und wozu führt –

Marquis.
Und sagen Sie ihm, daß
Ich Menschenglück auf seine Seele lege,
Daß ich es sterbend von ihm fordre – fordre!
Und sehr dazu berechtigt war. Es hätte
Bei mir gestanden, einen neuen Morgen
Heraufzuführen über diese Reiche.
Der König schenkte mir sein Herz. Er nannte
Mich seinen Sohn – Ich führe seine Siegel,
Und seine Alba sind nicht mehr.

(Er hält inne und sieht einige Augenblicke stillschweigend auf die Königin.)

Sie weinen –
Ich, diese Thränen kenn‘ ich, schöne Seele!
Die Freude macht die fließen. Doch – vorbei,
Es ist vorbei. Carl oder ich. Die Wahl
War schnell und schrecklich. Einer war verloren,
Und ich will dieser Eine sein – ich lieber –
Verlangen Sie nicht mehr zu wissen.

Königin.
Jetzt,
Jetzt endlich fang‘ ich an, Sie zu begreifen –
Unglücklicher, was haben Sie gethan?

Marquis.
Zwei kurze Abendstunden hingegeben,
Um einen hellen Sommertag zu retten.
Den König geb‘ ich auf. Was kann ich auch
Dem König sein? – In diesem starren Boden
Blüht keine meiner Rosen mehr – Europas
Verhängniß reift in meinem großen Freunde!
Auf ihn verweis‘ ich Spanien – Es blute
Bis dahin unter Philipps Hand! – Doch, weh!
Weh mir und ihm, wenn ich bereuen sollte,
Vielleicht das Schlimmere gewählt! – Nein, nein!
Ich kenne meinen Carlos – Das wird nie
Geschehn – und meine Bürgin, Königin,
Sind Sie (Nach einigem Stillschweigen.)
Ich sah sie keimen, diese Liebe, sah
Der Leidenschaften unglückseligste
In seinem Herzen Wurzel fassen – Damals
Stand es in meiner Macht, sie zu bekämpfen.
Ich that es nicht. Ich nährte diese Liebe,
Die mir nicht unglückselig war. Die Welt
Kann anders richten. Ich bereue nicht.
Mein Herz klagt mich nicht an. Ich sahe Leben,
Wo sie nur Tod – in dieser hoffnungslosen Flamme
Erkannt‘ ich früh der Hoffnung goldnen Strahl.
Ich wollt‘ ihn führen zum Vortrefflichen,
Zur höchsten Schönheit wollt‘ ich ihn erheben;
Die Sterblichkeit versagte mir ein Bild,
Die Sprache Worte – da verwies ich ihn
Auf dieses – meine ganze Leitung war,
Ihm seine Liebe zu erklären.

Königin.
Marquis,
Ihr Freund erfüllte Sie so ganz, daß Sie
Mich über ihm vergaßen. Glaubten Sie
Im Ernst mich aller Weiblichkeit entbunden,
Da Sie zu seinem Engel mich gemacht,
Zu seinen Waffen Tugend ihm gegeben?
Das überlegten Sie wohl nicht, wie viel
Für unser Herz zu wagen ist, wenn wir
Mit solchen Namen Leidenschaft veredeln.

Marquis.
Für alle Weiber, nur für eines nicht.
Auf eines schwör‘ ich – oder sollten Sie,
Sie der Begierden edelster sich schämen,
Der Heldentugend Schöpferin zu sein?
Was geht es König Philipp an, wenn seine
Verklärung in Escurial den Maler,
Der vor ihr steht, mit Ewigkeit entzündet?
Gehört die süße Harmonie, die in
Dem Saitenspiele schlummert, seinem Käufer,
Der es mit taubem Ohr bewacht? Er hat
Das Recht erkauft, in Trümmern es zu schlagen,
Doch nicht die Kunst, dem Silberton zu rufen
Und in des Liedes Wonne zu zerschmelzen.
Die Wahrheit ist vorhanden für den Weisen,
Die Schönheit für ein fühlend Herz. Sie beide
Gehören für einander. Diesen Glauben
Soll mir kein feiges Vorurtheil zerstören.
Versprechen Sie mir, ewig ihn zu lieben,
Von Menschenfurcht, von falschem Heldenmuth
Zu nichtiger Verleugnung nie versucht,
Unwandelbar und ewig ihn zu lieben,
Versprechen Sie mir dieses? – Königin –
Versprechen Sie’s in meine Hand?

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