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Don Carlos – 5. Akt, 3. Auftritt

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Marquis.
Du? warum du?

Carlos.
Unglücklicher, und du
Bist mit verloren. Diesen ungeheuern
Betrug kann dir mein Vater nicht vergeben.
Nein! Den vergibt er nimmermehr.

Marquis.
Betrug?
Du bist zerstreut. Besinne dich. Wer sagt ihm,
Daß es Betrug gewesen?

Carlos (sieht ihm starr ins Gesicht).
Wer, fragst du?
Ich selbst. (Er will fort.)

Marquis.
Du rasest. Bleib zurück.

Carlos.
Weg, weg!
Um Gottes willen. Halte mich nicht auf.
Indem ich hier verweile, dingt er schon
Die Mörder.

Marquis.
Desto edler ist die Zeit.
Wir haben uns noch viel zu sagen.

Carlos.
Was?
Eh‘ er noch Alles –

(Er will wieder fort. Der Marquis nimmt ihn beim Arme und sieht ihn bedeutend an.)

Marquis.
Höre, Carlos – War
Ich auch so eilig, so gewissenhaft,
Da du für mich geblutet hast – ein Knabe?

Carlos (bleibt gerührt und voll Bewunderung vor ihm stehen).
O gute Vorsicht!

Marquis.
Rette dich für Flandern!
Das Königreich ist dein Beruf. Für dich
Zu sterben, war der meinige.

Carlos (geht auf ihn zu und nimmt ihn bei der Hand, voll der innigsten Empfindung).
Nein, nein!
Er wird – er kann nicht wiederstehn! So vieler
Erhabenheit nicht widerstehn! Ich will
Dich zu ihm führen. Arm in Arme wollen
Wir zu ihm gehen. Vater, will ich sagen,
Das hat ein Freund für seinen Freund gethan.
Es wird ihn rühren. Glaube mir, er ist
Nicht ohne Menschlichkeit, mein Vater. Ja!
Gewiß, es wird ihn rühren. Seine Augen werden
Von warmen Thränen übergehn, und dir
Und mir wird er verzeihn –

(Es geschieht ein Schuß durch die Gitterthüre. Carlos springt auf.)

Ha! wem galt das?

Marquis. Ich glaube – mir. (Er sinkt nieder.)

Carlos (fällt mit einem Schrei des Schmerzes neben ihm zu Boden).
O himmlische
Barmherzigkeit!

Marquis (mit brechender Stimme).
Es ist geschwind – der König –
Ich hoffte – länger – Denk‘ auf deine Rettung –
Hörst du? – auf deine Rettung – deine Mutter
Weiß Alles – ich kann nicht mehr –

(Carlos bleibt wie todt bei dem Leichnam liegen. Nach einiger Zeit tritt der König herein, von vielen Granden begleitet, und fährt bei diesem Anblick betreten zurück. Eine allgemeine und tiefe Pause. Die Granden stellen sich in einen halben Kreis um diese Beiden und sehen wechselsweise auf den König und seinen Sohn. Dieser liegt noch ohne alle Zeichen des Lebens. – Der König betrachtet ihn mit nachdenklicher Stille.)

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