HomeInhaltsangabeErläuterung: Die Jungfrau von Orleans

»Die Jungfrau von Orleans« von Schiller – Inhaltsangabe und Erläuterung der Handlung

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Bewertung:
(Stimmen: 80 Durchschnitt: 4.3)

1. Akt

Der erste Aufzug hat die Exposition des Stückes zu liefern und macht uns mit den vorliegenden Verhältnissen bekannt. Schiller versetzt uns auf den Grund und Boden, auf dem die Helden des Dramas handeln werden: Der nördliche Teil Frankreichs befindet sich in den Händen der Engländer, der östliche ist dem Herzog Philipp von Burgund unterworfen. König Karl VII. ist nahe daran, nur auf die Länder im Süden der Loire beschränkt zu werden.

1. und 2. Szene

Wir lernen König Karl VII. durch Dunois’ Schilderung und aus seinen eigenen Reden kennen. Er ist eine romantische Natur, den schönen Künsten zugewendet, ein Freund der Galanterie und der Liebe, die ihn aber leider so in Anspruch nimmt, dass er seine königlichen Pflichten darüber versäumt. Es fehlt ihm nicht an Mut. Er hat sich zum Zweikampf mit dem Herzog von Burgund angeboten, um diesem für die hinterlistige Ermordung seines Vaters Genugtuung zu geben. Andererseits aber hat er ein zu sanftes und liebevolles Herz, als dass er von seinen Untertanen verlangen würde, ihr Leben für ihn in die Waagschale zu werfen. Er ist daher unfähig, den Krieg mit Nachdruck zu führen.

Zudem ist er unglücklich. Die Erinnerung an seinen wahnsinnigen Vater, das treulose Verhalten seiner unnatürlichen Mutter, der Abfall seiner Völker und seiner besten Freunde, das alles hat ihn mutlos gemacht. Ohnmächtig, selbst etwas Entscheidendes zu tun, beruhigt er sich mit dem Glauben an die Prophezeiung einer Nonne, dass ihm ein Weib zum Sieg verhelfen werde. Was hilft einem solchen König gegenüber der Mut des tapferen und kriegerischen Dunois. Ja, was hilft selbst dessen Erbitterung, die dieser zum Ausdruck bringt?

3. und 4. Szene

Die Not des Königs soll uns zu unmittelbarer Anschauung gebracht werden: Die Ratsherren von Orleans erscheinen und bitten um Hilfe für ihre bedrängte Stadt. Doch Karl ist selber hilflos und kann ihnen keine Unterstützung gewähren. Da kommt Agnes Sorel, die uns ungeachtet ihrer zweifelhaften Stellung doch interessant und liebenswert erscheint. Der engen Sphäre der damaligen Weiblichkeit ist sie in keiner Weise entrückt. Sie ist nur dem einen Gefühl hingegeben, aus Liebe zu ihrem Herrscher alles zu opfern, um ihm Rettung zu bringen und ihn mit neuem Mut zu erfüllen.

5. Szene

Aber auch dieser letzte Hoffnungsstrahl erbleicht als La Hire die Botschaft bringt, dass der Herzog von Burgund nichts von einer Versöhnung wissen will, dass das Parlament den rechtmäßigen Nachfolger Karls VI. seines Thrones für verlustig erklärt und den Knaben Harry Lancaster zum König gekrönt hat. Nunmehr verzweifelt Karl an sich selbst und will die Stadt Orleans aus ihrem Treueid entlassen. Da verlässt ihn auch Dunois, um wenigstens seine eigene Ehre zu retten.

6.–8. Szene

Jetzt bleibt König Karl VII. nur noch du Chatel. Dieser erklärt sich bereit, sich selbst für den König zu opfern. Er will sich der Rache der Burgunder ausliefern. Doch Karl lehnt dieses Opfer ab. Eben im Begriff, das letzte Gebiet, das er im Norden der Loire noch besitzt, dem Feind zu überlassen, kommt nun eine Siegesnachricht. La Hire erscheint erneut vor dem König und bringt die frohe Botschaft: „Dein Glück hat sich gewendet, / Ein Treffen ist geschehn, du hast gesiegt.“

9. Szene

Der Ritter Raoul berichtet die Einzelheiten über den Sieg: Die Hoffnung war verloren, da erschien die Jungfrau „wie eine Kriegsgöttin“ und führte die Franzosen zu Sieg. Doch ihre Identität wollte sie nur dem König selbst offenbaren, erzählt Raoul.

10. Szene

Da erscheint die Jungfrau selbst. Sie tritt nicht wie die historische Johanna auf, um Hilfe zu versprechen, sondern als eine, die bereits geholfen hat. Durch die kindliche Unbefangenheit, mit der sie ihre Rede beginnt, und durch die würdevolle Hoheit, mit der sie sie vollendet, bekundet sie sich als eine Gottgesandte. Die Kirche nimmt daher (wiederum von der Geschichte abweichend) keinen Anstand, ihr durch die Hand des Bischofs den Segen zu erteilen. Aber an die bereits geübte Wohltat sollen sich noch neue und größere anschließen. Sie verspricht, Orleans zu retten und ihren Herrn zur Krönung nach Rheims zu führen. Dies erfüllt den König und seine ganze Umgebung mit neuem Mut. Mit der Jungfrau von Orleans an der Spitze des Heeres erscheint jetzt jeder Erfolg gesichert.

11. Szene

Johanna selbst ist voll erhabener Siegesgewissheit. Einem englischen Herold sendet sie ins feindliche Lager zurück, um ihr Nahen zu verkünden und zugleich den Ausgang des Krieges zu prophezeien.

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