HomeBriefeAn Christophine SchillerSchiller an C. Reinwald, 25. April 1796

Schiller an C. Reinwald, 25. April 1796

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Jena den 25. April [Montag] 96.

Du wirst nun auch erfahren haben, liebste Schwester, daß die Louise ernstlich krank geworden und unsre arme liebe Mutter alles Trostes beraubt ist. Verschlimmerte es sich mit der Louise oder gar auch noch mit dem lieben Vater, so wäre die arme Mutter ganz und gar verlaßen. Der Jammer ist unaussprechlich. Kannst Du es möglich machen, glaubst Du daß Deine Kräfte es aushalten, so mache doch ja die Reise noch hin. Was sie kostet, bezahle ich mit Freuden. Rheinwald könnte Dich ja begleiten, und wenn er es nicht wollte solange hieher zu mir kommen, wo ich brüderlich für ihn sorgen würde.

Ueberlege, meine liebe Schwester, daß Eltern in solchen Extremitaeten den gerechtesten Anspruch auf kindliche Hilfe haben. Gott, warum bin ich jetzt nicht gesund – und so gesund als ich es bey der Reise vor drey Jahren war, ich hätte mich durch nichts abhalten laßen, hinzueilen. Aber daß ich über 1 Jahr fast nicht aus dem Hause gekommen macht mich so schwächlich, daß ich entweder die Reise nicht aushalten, oder doch selbst krank bey den guten Eltern hinfallen würde. Ich kann leider nichts für sie thun, als mit Geld helfen, und Gott weiß, daß ich das mit Freuden thue.

Bedenke daß die liebe Mutter, die sich bißher mit einer bewundernswürdigen Standhaftigkeit betragen, endlich unter sovielen Leiden zusammen stürzen muß – Ich kenne Dein kindliches liebevolles Herz, ich kenne die Billigkeit und Rechtschaffenheit meines Schwagers. Beyde werden euch lehren, beßer als ich, was unter diesen Umständen nöthig ist. Grüße ihn herzlich

Dein treuer Bruder

FSchiller.