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Schiller an Georg Göschen, 19. April 1788

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Weimar d. 19. April [Sonnabend] 1788.

M. liebster Freund

Es wird sich ein Buchhändler aus Stuttgart bey Ihnen melden, der Ihnen meine Anthologie nebst dem Wirt. Repertorium an mich ausliefern wird. Haben Sie die Güte, ihm 2 Carlos und 2 Thalias, vom 2ten Heft biß zum 6ten jede, in meinem Nahmen, und auf unsre Abrechnung auszuliefern. Ich will nicht haben, m. liebster Freund, daß Sie mir alles, was Sie mir von meinen Schriften, über die accordierte Anzahl, geben, unentgeltlich überlassen.

Sehen Sie z. B. Herrn Götz an; der läßt mich jedes Exemplar von meinen Stücken bezahlen die er ohne mein Wissen neu verlegt.

Weil ich von diesem Herrn rede so muß ich Ihnen eine Idee anvertrauen, womit Bertuch Sie mehr bekannt machen wird. Ich lese in diesem Meßkatalogus von einer neuen Auflage meines Fiesko und von Kabale und Liebe. Meines Wissens ist diese die IIIte Edition, die im Schwanischen Verlag davon gemacht wird, und bei dieser wie bei der vorigen ist mir nicht ein Wort gegönnt, noch viel weniger ein Honorar angeboten worden. Urtheilen Sie selbst, m. Bester, ob ich noch Ursache habe mit solchen Leuten discret zu verfahren. Schwan und Götz wissen, daß ich durch Schriftstellerey allein existieren, und auf jeden Profit sehen muß; dennoch behandeln Sie mich so wucherhaftig, daß ich von einem Stücke, das Sie das drittemal auflegen, 10 Carolin in allem gewonnen habe. Ich will mich also dießmals meines Antheils bedienen und, wenn Sie mit mir einverstanden seyn wollen, eine Neue durchaus verbesserte mit neuen Scenen vermehrte und mit einem ganz neuen Stück versehene Auflage meiner Schauspiele für die Michaelis Messe ankündigen, welche in Ihrem Verlage herauskommen soll. Dabey thun Sie mir nur den Gefallen und bekennen sich gegen Götzen zum Verleger, lassen ihn dabey merken, wie schändlich er mit mir umgegangen sey. Bertuch wird Sie dabey eifrig unterstützen, den ich gebeten habe, daß es diese Michaelismesse geschehen soll; aber ich will Götzen damit in Furcht setzen der mir für beide Stücke zusammen die er jezt ohne mein Wissen auf die Messe gebracht 100 Thlr. bezahlen soll. Thut ers nicht, so halte ich mein Wort, lasse seine Auflage in allen Zeitungen angreifen und kündige gleich im April des Merkur die meinige an. Dabey haben Sie nur die Güte und thun als wären wir vor einigen Monaten schon darüber eins geworden.

Thut Götz es nicht und will ers darauf ankommen lassen, so zerstreuen Sie wo möglich noch auf der Messe, eh er seine Auflage losschlägt, das Avertissement der meinigen, welches Bertuch Ihnen so gütig seyn wird aufzusetzen.

Anbey bitte ich Sie auch m. Lieber, mir den ersten Theil Ihrer Recensionensammlung und die Aushängebogen des Geistersehers zu übermachen.

Leben Sie recht wohl und haben Sie eine glückliche Messe.

ganz Ihr

Schiller.