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Schiller an Georg Göschen, 21. Mai 1787

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Dresden d. 21. May [Montag] 1787.

Diese Woche liebster Freund werden Sie den lezten Rest des Dom Karlos empfangen. Sobald ich diesen expediert habe, geht’s an das 5te Heft der Thalia. Doch wünscht ich zu wissen, ob ich den Geisterseher nicht besonders herausgeben könnte? Lassen Sie mich Ihre Meinung wissen. Freilich die Erscheinung der Thalia würde dadurch verzögert. Sonsten könnte ich auch allenfalls noch einen Transport in diese einrücken, und alsdann erst den Geisterseher zusammen herausgeben und schließen.

Unter das Verzeichniß Ihrer nächsten Verlagsartikel die Sie vielleicht an den Carlos anrücken, setzen Sie gleich auch Der Menschenfeind. Ein Schauspiel von mir.

HE. Götz in Mannheim hat ohne mein Wissen und ganz ohne meine Erlaubniß Cabale und Liebe neu aufgelegt. Sonst ist es doch Gebrauch den Verfasser eines Buchs bei jeder neuen Auflage zu consultieren und ihm zugleich einige Vortheile davon zukommen zu lassen. Herr Götz aber hat sich bei mir ganz über diesen Gebrauch hinweggesetzt. Ich bin also entschloßen meine Rechte zu reclamiren und meine vorigen Stücke verbeßert neu auflegen zu lassen. Wollen Sie sie, so wollen wir schon über die Bedingungen einig werden und dann wäre mirs lieb wenn Sie es auch gleich anzeigten, daß sich diese Afterausgabe von Cabale und Liebe nicht vergreift. Seine Indiscretion verdient diese Rache.

Ich erwarte jetzt täglich einige Akte des Carlos gedruckt. Es thut mir leid, daß so oft Jamben haben gebrochen werden müssen. Es macht keinen guten Effekt. Mit der Correctur bin ich auch nicht ganz zufrieden denn sie ist ungleich. seyn wird oft als sein geschrieben u. s. f. Bei Sire ist das e weggestrichen, welches ein Hauptfehler ist denn Sir ohne e heist bloß Herr im englischen. Sire mit e heist E. Majestät. Auch die Engländer schreiben in diesem Falle Sire.

Begierig bin ich wie der Stich von Verhelst ausgefallen ist. Kann man keine Probe sehen? Seidelmann ist ganz bezaubert von Göschen. Sie müssen ihn recht gefaßt haben.

Aber Sie schreiben mir schon lange nichts von Sich selbst. Hat der überhäufte Kaufmann den Freund in Winkel geworfen? Pfuy das soll er nie! Machen Sies wieder gut, recht bald. Schreiben Sie mir von Ihrem Glück, ihren kaufmännischen und häuslichen Hoffnungen. Ich bin ungeduldig nach Nachrichten von ihnen.

Zucker wird sich nicht bei ihnen melden. Ich will ihn selbst bezahlen aber der Schneidern welche mir Tuch ausnimmt sind sie so gütig und zahlen den Rest von 25 Thalern aus welche von 75 und 150 noch zurück sind die 250 voll zu machen. Ich lebe so von der Hand ins Maul. Sie nehmen mirs schon nicht übel, daß ich keinen Posten stehen lasse. Werden Sie denn auch nach Pfingsten nicht hieher kommen?

Wenn Sie mit dem Carlos fertig sind, so will ich Ihnen einige Ideen angeben die Sie vielleicht zu schnellem Debut nützen können.

Adieu liebster Freund. Wenn Sie mir die gedruckten Akte schicken so erwarte ich einen etwas ausführlichen Brief von ihnen. Wie gesagt. Lassen sie den Freund nicht im Kaufmann untergehn.

Adieu. Von ganzem Herzen der Ihrige

Schiller.