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Schiller an Georg Göschen, 22. November 1786

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Dresden, d. 22. Nov. [Mittwoch] 86.

Liebster Freund,

die Recension, die Sie mir geschickt haben, hat zu deutlich das Gepräge von bösem Willen und Galle, als daß es der Mühe werth sein sollte, das Schiefe und Seichte, was sie enthält, auseinander zu sezzen. Wenn mir einer bei der Beurtheilung eines Trauerspiels nur die Floskeln im Style zusammensucht und nicht einmal einen Karakter, eine dramatische Entwicklung berührt, so sehe ich dem Menschen an, daß der Himmel ihn nicht zu Beurtheilung eines Kunstwerks bestellt hat. Mir Satisfaction genug, daß er zu plump und zu heftig gewesen war, um die Ursachen verstecken zu können, die ihn zum Schreibpult getrieben haben. Meiner Meinung nach ist es Dyk oder Schreiter oder Beide miteinander. Gott bewahre mich, auf eine solche stümperhafte Arbeit zu antworten. Die Form unter welcher mein Carlos die Welt betreten wird, soll meine einzige Antwort seyn. Ein Generaltitel für die Thalia ist schwer zu machen. Meine unmaßgebliche Meinung wäre, man hieße sie überhaupt den ersten Band meiner vermischten Schriften, so könnte alles, was Sie hernach von mir verlegen, die folgenden Bände ausmachen. Der Geisterseher z. B. und Julius Briefe werden noch fortgesetzt, diese würden also unter dem Titel vermischter Schriften v. S. die Continuation der Thalia seyn. Wollen Sie aber lieber, so nennen wir sie: Poetische und Philosophische Phantasiën.

Wegen dem Carlos will ich Ihnen noch diese Woche schreiben. Um die Thalia seien Sie nicht besorgen. Sollte ihr der Titel eines Journals wirklich schaden, so hoffe ich im Stande zu seyn, wenigstens Sie bei dem Verlag nicht einbüßen zu lassen. Es wäre mir schon sehr unangenehm, wenn mein Verleger bei mir nicht gewänne – wie viel weniger mein Freund. Geht also innerhalb eines Jahrs nicht so viel ab daß Sie befriedigt sind, so empfangen Sie von mir den Zweiten Band ohne Honorarium, oder, wenn Sie lieber wollen, sollen Sie meine Räuber, Fiesko und Kabale und Liebe umsonst neu und verbessert drukken.

Adieu, liebster Freund. Behalten Sie mich in gutem Andenken. Ewig der Ihrige

Schiller.

P. S. Die Schneidern hat einen Species-Thaler für mich ausgelegt und damit ich die Umstände nicht brauche, ihn von hier aus zu schikken, so sind Sie so gut und bezahlen ihn in meinem Namen und verrechnen ihn. adieu.