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Schiller an Georg Göschen, 24. Oktober 1793

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Ludwigsburg den 24. Octob. [Donnerstag] 93.

Anmuth und Würde sollen Sie binnen 3 Wochen revidirt und verbeßert erhalten, und dann sey es Ihnen überlassen, in welchem Rock sie diese Schrift in die Welt senden wollen. Noch vor Ende dieses Jahrs werde ich auch mit einer andern kleinen Schrift, die in derselben Manier und noch etwas populärer und eleganter geschrieben ist, fertig, welche ich auch besonders gedruckt wünschte, ohne sie der Thalia einzuverleiben. Sie enthält eine Philosophie des schönen Umgangs, worinn die Gesetze des guten Tons aus Principien entwickelt sind. Ueber diese Materie ist noch nie philosophirt word, soviel ich weiß, und ich verspreche derselben ein allgemeines Interesse.

Diese Schrift wird wie ich vermuthe, wenn sie mit größerer Schrift als Anmuth und Würde gedruckt wird, 12 biß 15 Bogen betragen, und sich also zu einem eigenen Buch sehr gut qualifizieren. Auch hoffe ich soll das innere der äußern Eleganz werth seyn. Lassen Sie mich wißen, lieber Freund, ob Sie Sich, ihres Wielands unbeschadet, noch in diesem Winter darauf einlassen können, damit wir zu einem schönen Kupfer dazu Anstalt machen können.

Was den Kallias betrift, so wird es mit diesem noch ein gutes Jahr Anstand haben. Ich habe mich nehmlich entschlossen, die Theorie der Schönheit, die der Inhalt davon seyn sollte, in einer Reihe von Briefen an den Prinzen von Augustenburg zu entwickeln, und auch schon seit 2 Monaten mit dieser Correspondenz den Anfang gemacht. Diese Correspondenz wird gedruckt, und das ist dann mein Hauptwerk in diesem Fache, womit wir Ehre einlegen wollen.

Die Thalia kann langsam fortlaufen, so daß etwa 4 oder 3 Stücke auf das Jahr gerechnet werden. Für 1793 wollen wir 4 geben, weil das 4te im Mscrpt schon so gut als fertig ist, und zu dem dritten nothwendig gehört. Uebrigens will ich darauf denken, auch dem großen Publikum wie Sie es nennen, etwas darinn hinzuwerfen, was allgemeiner intereßirt.

Es ist mir sehr lieb, daß Sie mir in der Mitte Novembers Geld schicken können, und wo möglich schicken Sie es mir gleich nach Empfang dieses Briefs. Mein Vorrath geht stark auf die Neige und an einem fremden Ort, wo viele außerordentliche Ausgaben vorkommen, ist es nicht gut, sich zu entblößen. Sie können mir, wenn die ganze Summe Sie genirt, sogleich zu schicken, einstweilen die Hälfte und d. Rest einige Wochen später senden. Ich habe bey den 4 letzten Stücken der Thalia über 100 thl. für eingesandte Aufsätze aus meinem Beutel bezahlt, weil die Verfaßer Freunde von mir sind und ich ihnen mein ganzes honorarium für d. Bogen bestimmte.

Eben langt die gewiße Nachricht an, daß der Herzog von Würtemberg diese Nacht um 12 Uhr gestorben ist. Er ist schon 3 Tage ohne Hofnung darnieder gelegen.

Von meiner Frau an Sie und Ihre Jette die herzlichst. Grüße. Alles ist wohl auf bey uns.

Ihr S.