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Schiller an Georg Göschen, 25. Februar 1793

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Jena den 25. Febr. [Montag] 93.

Der Frühlingsanfang, der zwar ein Freund der Poeten, aber nicht der kranken Poeten ist, hat mich einige Wochen wieder an mein Uebel geschmiedet, darum habe ich Ihnen, lieber Freund, so lange kein LebensZeichen gegeben. Für das überschickte Geld danke ich Ihnen und will Sie auch weder vor noch in der Meße mehr incommodiren.

Für die Thalia will ich Sorge tragen, daß das Publikum wollen muß. Verfängliche Aufsätze sollen weggelassen werden, und Gedichte nur dann, wenn sie es vorzüglich würdig sind, einen Platz darinn finden. Zuweilen ist es mir begegnet, daß ich den zudringlichen Bitten eines armen Musensohns nachgab, und drucken ließ was ungedruckt hätte blieben sollen. Sie glauben nicht, wie ich mit Aufsätzen aller Art heimgesucht worden.

Zu dem Geisterseher ist jetzt freilich noch keine gute Stimmung da, aber ich werde schon auf andere Art helfen. Sorgen Sie nicht.

An Ramberg werde ich wegen einer Zeichnung zu meinem Kallias (denn so heißt der Dialog den ich ausarbeite) selbst schreiben. Vorläufig seyen Sie so gütig, mir zu seiner nähren Bekanntschaft zu verhelfen, und ließe er sich bereden einmal hieher zu kommen, so würde es mir unendlich willkommen seyn; denn alles was ich von ihm sah und hörte karakterisiert ihn in meinen Augen als das größte Kunstgenie in der jetzigen Mahlerwelt.

Wie geht es mit Wielands Schriften? Sagen Sie mir doch ein paar Worte davon.

Eingeschloßenen Brief ersuche ich Sie an Herrn Meißner, von dem Sie im vorigen Jahr 1000 Thlr. für mich empfangen, abgeben zu lassen.

Von ganzem Herzen der Ihrige

Schiller.