HomeBriefeAn Georg GöschenSchiller an Georg Göschen, 3. Juli 1791

Schiller an Georg Göschen, 3. Juli 1791

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Rudolstadt, d. 3. Juli [Sonntag] 1791.

Ich habe nunmehr reiflich bey mir überlegt, wie es mit dem Kalender für dieses Jahr anzufangen seyn möchte, meine Gesundheit ist noch immer so ungewiß, daß ich für zwei ganze Monate mir nichts bestimmtes von Arbeit vorschreiben und versprechen kann. Gegenwärtig bin ich nicht einmal so weit, ein Buch oder nur einen Brief zu lesen, vielweniger zu schreiben. Vielleicht stellt mich das Karlsbad, wohin ich in 6 Tagen reise früher wieder her, als ich jetzt hoffen kann; aber auch dann machen es mir meine Aerzte zur Pflicht, mich noch eine Zeitlang der Arbeit völlig zu enthalten. Aber von September an bis in die Mitte des November werde ich Ihnen unfehlbar 10 oder 12 Bogen von der Fortsetzung des dreißigjährigen Kriegs liefern können. Von dieser Zeit an bis zum Neujahr sollte ich denken müßten sobald Sie mehrere Setzer, Drucker und Buchbinder nehmen viele Exemplare expedirt werden, die übrigen nachgeschickt werden können, wobey Sie nicht so viel zu risquiren haben, da das Buch Fortsetzung ist. Die Pünktlichkeit auf Neujahr fertig zu seyn, die Ihnen im vorigen Jahre durch die Umstände vorgeschrieben war, ist nunmehr weniger nöthig und da meine Krankheit den wenigsten Lesern unbekannt seyn kann, so darf man auf einige Nachsicht des Publicums sicher zählen. Was Ihnen durch diese Verspätung des Manuscripts und die daraus entstehende Vermehrung der Arbeiter an Unkosten zuwächst, bin ich erbötig zu gleichen Theilen mit Ihnen zu tragen. Ich rathe Ihnen als Freund, sich ja in nichts anderes einzulassen, was nicht Fortsetzung des dreißigjährigen Krieges und weder durch Wieland noch mich gearbeitet ist, es läßt sich schlechterdings von solchen Spekulationen nichts erwarten, sollten einige Autoren Ihre Vorschläge angenommen haben, so sehen Sie wie Sie sich zurückziehen können, weit weniger wagen Sie, wenn der Kalender dieses ganze Jahr suspendirt werden müßte, gesetzt, daß ich mich vor Michaelis nicht erhohlt hätte. Sie verlöhren dann einige hunderte Interessen, im ersteren Fall würden Sie offenbar tausende verliehren. Dieß lieber Freund ist vorjetzt meine einzige und bestimmte Erklärung und ich glaube, daß Sie am besten dabey fahren werden, wenn Sie ihr folgen. Für die Erklärungen der Portraits sorge ich, und werde sie einigen Schriftstellern von meiner Bekanntschaft übergeben, mit deren Arbeit Sie zufrieden seyn sollen. Diese sowohl als die Erklärung der Vignetten dürften 4 bis 5 Bogen betragen, und also den Mangel der Geschichte des dreißigjährigen Kriegs in etwas ersetzen helfen. Diese sollen Sie einen Monat früher haben, als ich Ihnen Manuscript schicken kann. Ihren Vorschlag wegen der Thalia nehme ich mit Freuden an, und verspreche mir das beste von ihrem künftigen Abgang. Darüber so wie über das andere mündlich mehr, wenn wir uns in Karlsbad sprechen. Wir alle empfehlen uns Ihnen u. Ihrer lieben Frau aufs beste, wünschen Ihnen beyden herzlich den besten Erfolg vom Bade, und meine Schwägerin sagt Ihnen den verbindlichsten Dank für das schöne Geschenk der Wielandischen Schriften. Ihr ewig treuer Freund

Schiller.