Weimar, den 8. März [Sonntag] 89.
Vielen Dank für die überschickten 100 Thaler und Ihren lieben Brief, theurer Freund. Den Artikel der Frau wollen wir dem Himmel anheimstellen; er wird mich schon auch bedenken, daß ich zufrieden seyn kann. Die Hauptsache für mein häusliches und mein öffentliches Leben ist jetzt ein Etablissement, das mich der Sorgen überhebt, und mir eine ruhige heitere Existenz sichert. Habe ich diese erst, so sollen die Werke meines Geistes vortheilhafte Spuren davon tragen.
Wegen dem bleibenden Verlagsartikel, den Sie, wie Sie sehr schmeichelhaft mir sagen, dem Crusius beneiden, seyn Sie ganz ruhig. Ich erwarte nur obbemeldte ruhige Existenz und eine hinlängliche Vertraulichkeit mit meinem neuen Fache, um mich einem fortgehenden Werke zu widmen, das in unserer jetzigen Litteratur für mich aufgehoben zu seyn scheint, und wozu alle meine bisherigen Produkte nur die Vorübungen waren. Dieses Werk das in spätestens 2 Jahren angefangen werden kann, und früher nicht, als mit meinem Leben enden wird, soll, wie ich denke, für meinen Freund Göschen ein lucrativer Artikel werden und bleiben, der die Vortheile eines Journal-debuts mit dem bleibenden Werthe eines eigenen Werkes verbindet. Ein andermal mehr davon. Meine Niederl. Geschichte erhalten Sie nächstens.
Median 8V dünkt mir für den Geisterseher recht passend zu seyn, doch können Sie es damit ganz halten wie Sie wollen. Wenn Sie eine Vignette oder Titelkupfer dazu wollen, so würde ich entweder die Entrevue des Prinzen mit der schönen Unbekannten in der Kirche, welche auf dem neulich überschickten Mscrpte. Vorkommt, oder die Erscheinung des 2ten Marquis von Lanoy, die den ersten Abschnitt des Geistersehers im 4ten Hefte beschließt, dazu vorgeschlagen haben. Legen Sie beide Texte einem Künstler vor, und lassen Sie ihn daraus machen was er kann und will. Nächsten Donnerstag geht sowohl neues Mscrpt. zum 7ten Heft als der Anfang des Geistersehers nach meiner Umänderung ab.
Adieu m. Bester.
Ewig
der Ihrige Schiller.
