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Schiller an Luise von Lengefeld, 8. Dezember 1799

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Weimar den 8. Dec. [Sonntag] 99.

Unsre besten Wünsche Chere Mere haben Sie nach Rudolstadt begleitet, und wir hoffen zu hören, daß Sie recht glücklich angekommen sind und jezt endlich die so wohl verdiente Ruhe genießen. Auch hier steht alles gut, unsre liebe Lolo, die Sie tausendmal grüßt, befindet sich täglich besser und hat mich noch heut recht lebhaft und ganz nach ihrer alten Art unterhalten. Diese Woche wird die Stein sie noch bei sich behalten, welches mir deßwegen sehr lieb ist, weil in dieser Zeit auch hier im Hause alles fertig werden kann, daß es ihr gleich recht wohl und bequem ist, wenn sie kommt. Morgen geht der Tüncher an die Stube, die er bald fertig zu machen verspricht, auch der Ofen in der Leutestube wird ohne große Kosten zum Kochen eingerichtet.

Ich soll Ihnen sagen, daß die Perücke angekommen ist und Ihnen mit der ersten Gelegenheit wird zugeschickt werden. Weil es eine reitende Post ist, die diesen Brief nach Jena bringt, so konnte ich sie nicht gleich mit schicken. Der Lolo steht die ihrige recht gut, ich habe sie heute darinn gesehen.

Da Sie doch einmal an den Magdeburger Jammergeschichten Interesse genommen, so lege ich zu Ihrer Unterhaltung den Brief bei, den ich indessen erhalten. Sie sehen daraus, daß die Hauptschuld an Loders Voreiligkeit liegt, und daß jene Menschen nicht unverschämt sondern bloß arme Teufel sind.

Wie sehr, beste Chere Mere, wünschte ich Ihnen jezt Ruhe, daß Ihre Gesundheit von der langen Anstrengung des Geistes und Körpers sich recht erhohlen möge. Ich werde es mein Lebtag nie vergeßen, wie viel Sie uns allen, und mir besonders gewesen sind, und wie man einander eigentlich nur im Unglück recht kennen lernt, so hat diese schreckliche Zeit auch für mich das gute gehabt, daß ich es in seinem ganzen Umfange fühlen lernte, was wir an unserer Chere Mere besitzen. Die Erfahrungen die ich darüber machte sind meinem Herzen so theuer, daß ich selbst an diese so traurige Veranlassung nie ohne eine gewiße Zufriedenheit werde denken können.

Empfehlen Sie uns den guten Gleichens aufs herzlichste und seien Sie meiner unbegrenzten Verehrung versichert.

Schiller.