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Schiller an Sophie Mereau, 4. Juli 1797

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[Jena, 4. Juli Dienstag 1797.]

Sie haben mich mit den ersten Briefen Ihres Romans gestern und heute recht angenehm überrascht; ich finde darin einen so schnellen und großen Fortschritt, den Ihr Darstellungstalent zu einer höhern Vollkommenheit gethan hat, daß ich Ihnen recht von Herzen dazu Glück wünsche. Diese Briefe sind mit einer sehr angenehmen Leichtigkeit und schönen Simplicität geschrieben; es ist sichtbar, wie sehr Sie Ihres Stoffes mächtig geworden, und wie Sie sich durch eine glückliche Kultur vor manchen Fehlern, mit denen das noch nicht ausgebildete Talent gewöhnlich anfängt und oft lange genug zu kämpfen hat, zu befreyen gewußt haben. Ich kann Ihnen also nichts wünschen, meine vortreffliche Freundin, als auf diesem Wege fortzufahren, in den Sie jetzt so glücklich eingetreten sind. – Amandens Briefe, vielleicht auch noch einen der folgenden, können Sie vielleicht morgen Mittag dem Abschreiber geben, so daß ich das Manuskript, davon Ein Teil abgegangen, mit der morgenden Post absenden kann?

Leben Sie recht wohl! Ich hoffe, der Vorrath ist noch groß, denn die Horen werden durch diesen schönen Beitrag ein neues Lustre gewinnen.

Ganz der Ihrige

Schiller.