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Schiller an Wilhelm und Christophine Reinwald, 22. Juli 1793

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Jena den 22 Jul. [Montag] 93.

Noch einmal herzlichen Dank, ihr Lieben, für euren erfreuenden Besuch und euer gütiges Vorliebnehmen mit dem, was wir euch haben geben und seyn können. Wir kennen einander nun schon beßer hoffe ich, und so, daß wir uns ins künftige nie mehr verkennen werden. Euer kurzer Aufenthalt hat den Wunsch recht ernstlich und lebhaft in mir aufgeweckt, daß wir uns künftig näher seyn möchten, und wer weiß, ob nicht endlich das Schicksal, das uns alle wacker herumtrillte, Wege finden wird.

Für die Federspulen bedanke ich mich recht schön. Sie sollen fleißige Erinnerer bey mir seyn, und zu Briefen an euch mir ihre Dienste leisten.

Wir werden wahrscheinlich schon den Zweyten August unsere schwäbische Reise antreten, weil nichts wichtiges mich hier mehr zurückhält, und es doch auf jeden Fall rathsamer ist, meine Frau sobald möglich vor ihrer Niederkunft in Ruhe zu bringen. Ist erst diese Epoche glücklich zurückgelegt, so wird es mir wohl ums Herz seyn, und meine eigne Uebel werde ich dann viel gleichgültiger ertragen.

Die PulverVerschwörung vergiß ja nicht und unter der Hand wirst Du wohl thun, nach einen neuen Stoff von rebellischem Innhalt Dich umzusehen. Die mitgeschickten Sottisen haben mich auf den Gedanken gebracht, ob Du nicht vielleicht, Mittel finden könntest, eine ganze Broschüre unter dem einladenden Titel: Sottisen: zu sammeln und herauszugeben. Ich bin überzeugt, daß eine solche Schrift recht gut bezahlt werden würde. Man könnte sie nebenher auch als Pranger für die Sottisen-Macher der jetzigen Zeit gebrauchen und ihr dadurch ein näheres Zeitintereße verschaffen. Sonst gieng es auch an, am Ende jedes Stücks der Thalia eine Assiette von solchen Späßen aufzustellen, wie Herr Ramler am Anfang jeder Berlin. Monathsschrift einen Teller mit maritalischen Epigrammen aufzustellen nicht ermangelt. Ich liebe diese Buntheit des Innhalts an Journalen sehr. Sie gleichen dadurch einer geistreichen und aufgeweckten Tischgesellschaft, wo ernsthaftes und scherzhaftes durcheinander läuft.

Meine Lolo grüßt herzlich. Bleibt ja gesund, und werdet froh auf eurem Berge. Ganz

Der Deinige

Schiller.