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Schiller an Benjamin Erhard, 14. September 1795

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Jena, den 14. September [Montag] 1795.

Hoffentlich, lieber Freund, ist das Geld aus Tübingen jetzt längst in Ihren Händen, denn Cotta schrieb mir vor vier Wochen daß er bloß Ihren Schein erwarte, um es Ihnen zu senden. Sollten Sie es nicht haben, so schreiben Sie es mir ja mit erster Post, und ich will es Ihnen dann unmittelbar ausbezahlen.

Von Michaelis werden Sie mit nächstem befriedigt seyn. Ich weiß nun die Geschichte der retardirten Bezahlung ausführlich. Michaelis ist unschuldig, und die Sache hat sich zu seiner völligen Rechtfertigung aufgeklärt. Er mußte von Strelitz abreisen, und gab an dem Tage 1000 Thlr. auf die Post an David Friedländer in Berlin, der davon die nöthigen Zahlungen besorgen sollte. Aber der Mensch, dem die Führung seiner Geschäfte während seiner Abwesenheit übergab, ließ sich die 1000 Thlr. gegen den Postschein, den er in Händen hatte, auf der Post zurückgeben, und verschwendete sie. Eben dieser Mensch heilt alle Briefe zurück, welche von Michaelis hieher geschrieben und an ihn eingeschlossen waren, so wie die, welche an Michaelis einliefen. Die Sache ist juridisch verificirt, und mir von einer ganz sichern Hand notificirt worden. Sie können sich also, was diesen Posten betrifft, vollkommen beruhigen.

Ich bin auf den Aufsatz, den Sie für die Horen versprochen, begierig. Sorgen Sie nur dafür, daß er sich ohne Voraussetzung vieler abstrakten Kenntnisse lesen läßt, denn man wirft den Horen von allen Orten her vor, daß sie zu viel moderne Methaphysik enthielten. Dieser Vorwurf trifft auch meine aesthetischen Briefe, daher ich von dieser Materie nichts mehr einrücken werde. Ich wünschte etwas im Geschmack Ihrer Gespräche Mimers von Ihnen.

Ihre Verhältnisse in Nürnberg, so wie überhaupt Ihre ganze dortige Existenz, ist mir ordentlich drückend, sie setzt Sie in die Nothwendigkeit, von der Schriftstellerei zu leben, und entfernt Sie viel zu sehr von der Medicin, die doch in jedem Betracht vorzuziehen wäre. Wäre denn keine Aenderung möglich?

Von Ihrem Journal der Künste habe ich noch immer nichts zu Gesicht bekommen können. Ich fürchte aber, Sie werden wenig Unterstützung dabei finden, denn in diesem Fache sind sowohl Mitarbeiter als Leser und Liebhaber dünne gesäet, und etwas Vorzügliches könnte, da man nothwendig Zeichnungen damit verbinden müßte, ohne große Kosten nicht ausgeführt werden.

Leben Sie recht wohl, und behalten Sie bei allem guten Muth.

Ihr

Schiller.